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Die Welt von Blockchain, FinTech und Krypto

Es ist schwierig zu prognostizieren, welche langfristigen Auswirkungen Blockchain, Bitcoin, FinTechs und Co. auf Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsnetzwerke haben werden. Finanzdienstleister, die sich damit beschäftigen, stehen aber schon heute vor einigen Herausforderungen.
Krypto – gekommen um zu bleiben?

Welche Chancen und Risiken verbin­den sich mit den Technologien dieser vielleicht wirklich revolutionären Ver­änderungen in der Finanzwelt? Muss man da dabei sein? Ist es schon zu spät oder noch zu früh? Dies sind Fragen, die sich jeder Finanzdienstleister im Moment stellt. Während manche Ge­schäftsmodelle dem klassischen Fi­nanzsektor bereits grosse Konkurrenz machen, sind andere bereits grandios gescheitert. Sich in diesem Umfeld zu betätigen ist also tatsächlich riskant. Klar scheint jedoch auch, dass der technologische Schritt nach vorne nicht mehr verschwinden wird. Banken und andere Finanzdienstleis­ter sollten sich daher nicht in die Dis­kussion «Hype oder Nicht-Hype» ver­stricken, sondern stattdessen einen kritischen Blick auf Ihre jeweiligen Ge­schäftsmodelle werfen, um zu evaluie­ren, ob sich ein Einstieg lohnt.

Strategische Partnerschaften

Grosse Veränderungen in den beste­henden Geschäftsmodellen bringen auch veränderte Anforderungen an strategische Partner mit sich. Dabei wäre es zu einfach zu glauben, dass die bestehenden Partnerschaften einfach nur an das geänderte Umfeld ange­passt werden müssten. Zu gross sind die Veränderungen in Arbeitsfeldern wie Wertpapierhandel, Regulierung, Programmierung, oder Kundenma­nagement. Vielmehr werden sowohl neue Kooperationspartner als auch in­novative Partnerschaftsmodelle die nächsten Jahre prägen. Insbesondere in einem so disruptiv neuen Feld wie KryptoFinance und FinTech können auch Wissenspartner grosse Beiträge zur Entwicklung von Geschäftsmodel­len liefern. Bank Frick und die Univer­sität Liechtenstein zeigen hier mit ihrer mehrjährigen Kooperation vor, wie beide Seiten einander mit Fach­wissen unterstützen und wechselseitig voranbringen können, zuletzt mit der Gründung des Innovative Finance Labs.

Qualifizierte Mitarbeiter

Die Herausforderungen sich an die stark veränderten Anforderungen in diesem Bereich des Finanzsektors an­zupassen sind nicht nur für bestehende Mitarbeiter gross. Auch Personalabtei­lungen befinden sich in der schwieri­gen Situation Mitarbeiter zu finden, die die neuen technischen Aufgaben übernehmen können. Jedoch noch schwieriger ist es, Führungspersön­lichkeiten zu gewinnen, die Kompe­tenzen in mehreren Bereichen gleich­zeitig aufweisen. Ein breites Wissen über technologische, rechtliche und steuerliche Aspekte ist neben der fun­dierten finanzwirtschaftlichen Ausbil­dung erforderlich, um die neuen Pro­zesse und Geschäftsideen einordnen und bewerten zu können und sich her­vorragende Zukunftsaussichten am Arbeitsmarkt zu sichern.

Fokussierung

Die hohe Anzahl neuer Geschäftsmo­delle und Prozesse mag nur allzu schnell dazu führen, den Überblick zu verlieren. Während im Jahr 2018 die technische Gestaltung von Blockchains im Vordergrund stand, 2019 der Fokus eher auf Anwendungen auf und neben der Blockchain rückte, war und ist 2020 durch die Corona Krise und die da­durch notwendige Digitalisierung von Prozessen ein Katalysator für die Entwicklung des gesamten Feldes. In diesem Zuge hat sich auch die Akzep­tanz von digitalen Lösungen noch wei­ter erhöht. Ein weiterer Aspekt war und ist die Gesundung des Marktes in dem schlechte bzw. nicht tragfähige Ideen schneller aussortiert wurden und werden, als dies bei einem guten Marktumfeld der Fall gewesen wäre. Es ist daher wichtig, sich nicht nur in den Sog aktueller Strömungen zu be­geben, sondern sich auf Aufgaben zu fokussieren, die im angestrebten Ge­schäftsfeld liegen und die auch perso­nell bewältigen werden können. Auf dieser Basis bilden die fortschritt­lichen Technologien einen guten Nährboden für neue einträgliche Ge­schäftsfelder.

 

Autor: Prof. Dr. Michael Hanke
zuerst veröffentlicht in "Wirtschaft regional", 18. September 2020, S. 14