uni.liBanking AwardAktuellBanking Award 2015

Banking Award 2015

Im Jahr 2015 wurden drei Studierende der Universität Liechtenstein für ihre herausragende wissenschaftliche und praxisrelevante Thesisarbeit mit dem Banking Award Liechtenstein ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 3. Dezember statt.

Die Preisträger waren Mathias Mathauer, BSc, aus St. Gallen, und Fabian Schaack, BSc, Markdorf (D), für ihre Bachelor-Arbeiten  und Effrosyni Panagakou, BSc, Athen, für ihre Master-Thesis.

V.l.n.r. Die Preisträger des Banking Awards Liechtenstein 2015:
Fabian Schaack, BSc; Effrosyni Panagakou; Matthias Mathauer, BSc

Weitere Fotos des Banking Awards 2015 

Nominierte Arbeiten Banking Award 2015

Effrosyni Panagakou

Aktien-Portfolios wirksam absichern
Es gibt viele Mechanismen, das Risiko von Aktienportfolios gering zu halten. Effrosyni Panagakou analysierte in  ihrer Master-Arbeit die Wirkung von Absicherungsquotienten, besser bekannt als Hedge Ratios. Diese sind entscheidend für Kursabsicherungs-Strategien, z.B. mit Hilfe sogenannter Futures, die einen Anlagewert in der Zukunft gewährleisten sollen. Eine Hedge Ratio ist die Schätzung der Anzahl an Kontrakten, die ge- oder verkauft werden müssen, um Kursveränderungen ausgleichen zu können. Verschiedene Modelle stehen zur Verfügung, um Hedge Ratios zu ermitteln. Panagakou hat diese Modelle miteinander verglichen, um Aussagen über ihre Wirksamkeit machen zu können. Dabei zeigt sie  letztlich, dass dieses Instrument insgesamt einen wichtigen Beitrag leistet, das Risiko zu verringern, auch wenn die Autorin Detailunterschiede ausmacht. „Die Ergebnisse können gerade für Liechtenstein als Standort von Hedge Funds wichtig sein“, sagt Panagakou. So könnten Kosten-Nutzen-Rechnungen für die Modelle weitere Erkenntnisse für spezialisierte Produkte ergeben.


The Effectiveness of Constant and Time-Varying Futures Optimal Hedge Ratios - Empirical Evidence from the European Stock Market
Effrosyni Panagakou, Studentin Master of Science in Banking and Financial Management 
Betreuer: Dipl.-Ing. Mag. Dr. Sebastian Stöckl & Prof. Dr. Michael Hanke

Fabian-G. Zimmermann

Offshore Finanzplätze bieten attraktives Vermögensmanagement.
Kommt die Rede auf Offshore Finanzplätze, denken viele an getätigte Geschäfte im Ausland, denen eine Steuervermeidung zugrunde liegt. Diese Annahme ist laut der These von Fabian-G. Zimmermann nicht mehr zeitgemäss und stelle aus heutiger Sicht nicht den primären Grund der Vermögensanlage im Ausland dar. Der Kern seiner Arbeit ist die Erarbeitung von Kriterien für einen attraktiven Offshore-Finanzplatz, der steuerliche Aspekte ausklammert. Mithilfe eines Ländervergleichs zwischen Hongkong und Deutschland betrachtete er die Gemeinsamkeiten dieser augenscheinlich verschiedenen Standorte. Letztlich definierte er einen Offshore Finanzplatz als „Wealth Management Hub“, der attraktive Vermögensverwaltung für ausländische Investoren bietet. Die von ihm erarbeiteten Kriterien lassen sich auch auf Liechtenstein anwenden. Relevant ist das gerade im Hinblick auf Liechtensteins Weissgeld-Strategie. „Die Ergebnisse lassen für Liechtenstein Rückschlüsse zu auf die künftige Wettbewerbsfähigkeit, konkurrierende Regionen und mögliche Expansionsmärkte hiesiger Finanzakteure“, sagt Zimmermann.

Offshore Financial Markets in a Changing Environment
Fabian-G. Zimmermann, Student Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Prof. Dr. Marco J. Menichetti

Fabian Schaack

Bei Stress halten sich Investoren an die Herde
Investoren verhalten sich zuweilen wie Lemminge: Sie springen gegebenenfalls wider besseres Wissen einen Abgrund hinab, indem sie den anderen folgen. Das ist natürlich, insofern ihr Gewinn mit dem Verhalten der anderen zusammenhängt. Das Phänomen des Herdenverhaltens basiert auf der Grundannahme: Investoren am Aktienmarkt orientieren sich tendenziell eher am Verhalten anderer Akteure denn am Wert des Investitionsobjekts. Fabian Schaack hat sich für seine Bachelor-Arbeit vorgenommen, den Umkehrschluss zu untersuchen, um der Logik näherzukommen: Unter welchen Umständen entscheiden individuelle Investoren vielleicht doch eher auf Basis ihrer eigenen Informationen? Nach einer Analyse aktueller Literatur zum Thema führte er selbst ein Experiment mit 80 Probanden durch. Seine Analyse zeigte, dass gerade in Stresssituationen das Herdenverhalten eine besondere Rolle spielte. In vielen Fällen, so Schaack, folgten Marktteilnehmer auch unbewusst den anderen. Es kann für alle Marktteilnehmer von Nutzen sein, diese Erkenntnis tatsächlich in die eigene Praxis zu integrieren.

Herding behavior among individual investors
Fabian Schaack, Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Ass.-Prof. Dr. Martin Angerer

Gabriel Schäfer

Finanzmarkt-Mechanismen im Wandel 
Derivate sind aus dem Finanzmarkt nicht mehr wegzudenken. Grundsätzlich dienen sie dem Transfer von Risiken: Hierzu wird ein Vertrag abgeschlossen, dessen Wert abhängt von einer Referenzgrösse – einem Basiswert wie Wertpapiere, Indices oder Devisen. Die Marktrisiken des Basiswerts können somit separat gehandelt werden. Für Gabriel Schäfer ein faszinierendes Instrument, denn gleichzeitig ist mit Derivaten auch ein grosses Risiko verbunden. In seiner Master-Arbeit analysierte er, wie die Finanzkrise die Preisbildung von Derivaten verändert hat – und wie das wiederum den Derivatenhandel nachhaltig beeinflusst. Schäfer beschreibt nicht nur die Mechanismen, sondern gibt auch Hinweise, wie diese in der Praxis der Preisfindung berücksichtigt werden können. Die Ergebnisse zeigen auf der einen Seite, wie stark sich der Finanzmarkt und dessen Regeln im Wandel befinden. Auf der anderen Seite legen sie Zeugnis davon ab, wie wichtig es ist, dass spezialisiertes Wissen an einem Finanzplatz wie Liechtenstein permanent erneuert wird.  

Derivatives Pricing: Current Alterations and Reformations
Gabriel Schäfer, Master of Science in Bank- und Finanzmanagement 
Betreuer: Prof. Dr. Michael Hanke

Johanna Feurstein

Die Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen steigt
Der Anteil von nachhaltigen Geldanlagen – sogenannten Socially Responsible Investments (SRI) – am Gesamtvolumen ist noch immer verschwindend klein. Und das, obwohl Studien ihnen eine Renditemöglichkeit bescheinigen, die mit derjenigen konventioneller Strategien vergleichbar ist. Woran liegt es, dass das Volumen so gering ist? Johanna Feurstein näherte sich der Frage mit einem Fokus auf nationale Kriterien. Dafür hat sie die Situation in 13 europäischen Staaten miteinander verglichen. Ihrer Untersuchung nach sind aktive SRI-Märkte dann wahrscheinlicher, wenn ein Land Kriterien wie ein gutes Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erfüllt. Grossen Einfluss haben auch Rechtsstrukturen oder kulturelle Faktoren: Weiblich orientierte Gesellschaften erreichten höhere Werte als männlich orientierte, die zudem auf die Vermeidung von Unsicherheiten abzielen. Ökonomisch zeigte sich, dass reiche Staaten eher einen aktiven SRI-Markt besitzen als ärmere. „Das bedeutet, dass ein Land auf bestimmte externe Kriterien setzen kann, um für SRI-Investoren interessanter zu werden“, sagt Johanna Feurstein.

Drivers of Socially Responsible Investment on a National Level – A Qualitative Comparative Analysis of 13 European Countries
Johanna Feurstein, Master of Science in Bank- und Finanzmanagement 
Betreuer: Prof. Dr. Marco J. Menichetti

Mathias Mathauer

Stiftungen als Nachfolgeinstrument für eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft
Familienunternehmen brauchen ein passendes Vehikel, um die Nachfolge zu regeln – aber welches? Diese Entscheidung möchte Mathias Mathauer durch seine Bachelorarbeit erleichtern. Dazu vergleicht er die Rechtsinstitute der deutschen und liechtensteinischen Stiftung. Das Einbringen von Unternehmensanteilen in eine privatnützige Stiftung ermöglicht den langfristigen Unternehmenserhalt bei gleichzeitiger finanzieller Absicherung der Familienmitglieder. Doch in Deutschland haben die Begünstigten keine gesetzlich verankerten Rechte und die vorgeschriebene externe Kontrolle schränkt mögliche Diskretionsbedürfnisse des Stifters ein. Das liechtensteinische Stiftungsrecht gewährt grössere Gestaltungsfreiheit: Begünstigte haben in einem fortschrittlichen Foundation Governance System starke Rechte und die Anrechnungsfristen für Pflichtteilsansprüche können bei grenzüberschreitender Anwendung mit Deutschland verkürzt werden. Die Arbeit bietet einen theoretischen Überblick, der mitunter als Entscheidungshilfe für eine Nachfolgeregelung in der Praxis dienen kann.

Nachfolgeregelungen für deutsche Familienunternehmen unter Einbindung der deutschen und liechtensteinischen Stiftung
Mathias Mathauer, Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Prof. Dr. Francesco A. Schurr

Mehmet Öcal

Alternative Anlagestrategien als Standortfaktor
Gerade im heutigen Marktumfeld werden auf der Suche nach soliden Renditen vielerorts alternative Möglichkeiten der Anlagepolitik gesucht und dafür neue Anlageprozesse entwickelt. Eine Option basiert auf dem quantitativen, risikoorientierten Risk-Parity-Ansatz, bei dem das Risiko in einer Geldanlage möglichst gleich verteilt wird. Mehmet Öcal ging in seiner Bachelor-Arbeit der Frage nach, wie erfolgreich diese Strategie im Portfolio-Management wirkt. Er betrachtete dabei insbesondere diskretionäre Mandate, also individuelle Lösungen der Vermögensverwaltung, die meist von kleineren Privatbanken angeboten werden. Die angenommene stabilisierende Wirkung des Ansatzes sieht er auf breiter Linie bestätigt, wobei Portfolios unter manchen Umständen mit höheren Renditeerwartungen Schritt halten könnten. Die rasche Weiterentwicklung in diesem Bereich sieht Öcal als Chance für Liechtenstein: „Die Spezialisierung und das Angebot von eben solchen alternativen Strategien könnte zu den Stärken des Finanzplatzes werden. Die Infrastruktur dafür besitzt das Land schon lange.“

Auswirkungen des Risk Parity Ansatzes im Portfolio Management Prozess
Mehmet Öcal, Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre
Betreuer: Prof. Dr. Michael Hanke 

Stephanie Fertschnig

Neue Anlageklasse bringt Portfoliostabilität
Es ist in Europa noch eine relativ junge Anlageklasse, die mittlerweile bereits in vielen Portfolios steckt: Real Estate Investment Trusts, kurz REITs. Hierbei handelt es sich um börsennotierte, im Immobilienbereich tätige Kapitalgesellschaften, die insbesondere durch steuerliche Vergünstigungen attraktiv sind. Viele Investoren sehen sie als eine gute Option an, ihr Anlageportfolio zu differenzieren und somit die Risiken klein zu halten. Stephanie Fertschnig hat in ihrer Master-Arbeit untersucht, ob diese Strategie für Schweizer Investoren auch aufgeht. Dafür hat sie mitunter Datensätze aus den Jahren 2000 bis 2015 analysiert und sich mit den Kriseneffekten beschäftigt. Sie kommt zum Schluss, dass REITs generell einen positiven sogenannten Diversifikationseffekt mit sich brachten – in gewissem Ausmass sogar während der Eurokrise. Nur in der Finanzkrise konnten sie das Risiko von Verlusten kaum verkleinern. Stephanie Fertschnigs Arbeit ist die erste, die diese Effekte für Investoren im Frankenraum auf diese Art und Weise unter die Lupe nimmt.

Diversification Benefits of REITs for a Swiss Investor
Autorin: Stephanie Fertschnig, Master of Science in Banking and Financial Management
Betreuer: Prof. Dr. Marco J. Menichetti