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Forschungskolloquium Entrepreneurship

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Termin

11. Mai 2012
12.00-13.00 Uhr
Hörsaal 1

Inhalt

Die allermeisten bestehenden Führungsansätze wurden von Wissenschaftlern aus dem westlichen Kulturkreis anhand von Befragungen von ebenfalls westlichen Managern entwickelt. Zudem werden in diesen Modellen Asiaten oft nur als geführte Personen betrachtet, die von einem westlichen Vorgesetzten angeleitet werden. Es ist daher fraglich, ob diese Modelle anwendbar sind, wenn asiatische Führungskräfte auf Überseeeinsätze vorbereitet werden müssen, oder Führer-Geführte-Dyaden aus unterschiedlichen asiatischen Herkunftsländern unter Anwendung der Erkenntnisse aus diesen bestehenden Modellen effektiv zusammen arbeiten sollen.
Unser Forschungsprojekt ist einer der ersten Beiträge, der darauf abzielt diese Forschungslücke zu schliessen. In der ersten Phase unserer qualitativen Studien haben wir daher über einhundert Führungskräfte aus der obersten Hierarchieebene aus den Herkunftsländern Singapur, China, und Indonesien befragt, wie sie ihr Führungsverhalten in Begegnungen mit Personen aus anderen asiatischen Herkunftsländern erleben. Da Personalführung immer auf die Beeinflussung der Geführten in eine intendierte Richtung abzielt, haben wir vor allem auch die Perspektive der von diesen Vorgesetzten geführten Top-Manager in Hinblick auf den wahrgenommenen Führungserfolg erfasst. Ein ganz zentrales Ergebnis ist, dass ein in einem Land erfolgreiches Führungsverhalten unter veränderten kulturellen Rahmenbedingungen plötzlich ins Leere laufen kann, wenn der Transfer in eine neue Anwendungssituation unreflektiert nach Schema F von statten geht. Von zentraler Bedeutung ist daher, dass sich eine effektive Führungskraft regelmässig selbst fragt, wie ihr an den Tag gelegtes Verhalten bei anderen Personen ankommt. Angewandte interkulturelle Psychologie kann dabei helfen, dass sich Manager mit Personalverantwortung diese gleichzeitig sehr einfache und unglaublich schwierige Frage stellen - und sie vor allen Dingen ehrlich beantworten und bei Bedarf ihr Verhalten modifizieren.
In der momentan laufenden zweiten Phase der Erhebung führen wir derzeit Tiefeninterviews mit ausgewählten Führungskräften aus der ersten Befragungswelle und Personen aus deren nächstem beruflichen und privaten Umfeld durch, um wieder durch diese gewonnenen Selbst- und Fremdbilder besser zu verstehen, welche Erfahrungen die Entstehung der Fähigkeit zum erfolgreichen Führen auf globalem Niveau sowohl negativ wie auch positiv beeinflusst haben. Unser Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, anhand dessen Führungskräftenachwuchs systematisch auf potenziell konfliktträchtige Erfahrungen im interkulturellen Kontext vorbereitet werden können. Schon jetzt zeichnet sich der regelmässige Blick in den "Narrenspiegel" (Bildstein & Güldenberg, 2012a,b), der ja eigentlich auf der Hand liegt, aber eben doch in der Führungspraxis allzu oft vernachlässigt wird, als ein Schlüsselelement dieses Modells ab.

Dipl.-Psych. Ingo Bildstein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im letzten Studienjahr am Lehrstuhl für Internationales Management. Von Mitte Februar bis Mitte April absolvierte er einen Forschungsaufenthalt am Psychologischen Institut der Zhejiang Universität in Hangzhou. Dort hat er zusammen mit dem Zweitbetreuer seiner Dissertation, Herrn Prof. Dr. Hora Tjitra, zwei Publikationen über effektives Führungsverhalten in gemischt-asiatischen Führungsdyaden entwickelt, die im Sommer in den Fachblättern Personal Quarterly sowie Zeitschrift für Personalführung veröffentlicht werden. Die vorgestellten Forschungsergebnisse wurden unterstützt vom Human Capital Leadership Institute, Singapur und die Datenerhebung erfolgte in Kooperation mit den Psychologischen Instituten der Zhejiang Universität und der Katholischen Universität Atma Jaya in Jakarta.

 

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