Landschaft (neu) denken: Für einen wahrnehmungsorientierten Zugang

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Projektart und Laufzeit

FFF-Förderprojekt, Mai 2019 bis November 2020 (abgeschlossen)

Koordinator

Institut für Architektur und Raumentwicklung

Forschungsschwerpunkt

Nachhaltiges Planen und Bauen

Forschungsgebiet/e

Nachhaltige Raumentwicklung

Beschreibung

Landschaft spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung bestehender und zukünftiger Herausforderungen der Raumentwicklung. Allerdings steht sie u.a. durch bauliche Verdichtungsbestrebungen der Planungspolitik unter Druck und wird sich in den nächsten Jahrzehnten erheblich wandeln. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass Landschaft jene Wahrnehmungs- und Erlebensqualitäten umfasst, die es für eine Identifikation mit den eigenen Wohn- und Arbeitsorten, für ein Wohlbefinden sowie Lebensqualität und Standortattraktivität bedarf. Und Landschaft ist jenes Kollektivgut, welches für ein nachhaltiges Miteinander eines achtsamen und wertschätzenden Umgangs bedarf. Mit welcher Haltung wir als Planerinnen und Bewohner der Landschaft begegnen, wird für ihren Erhalt und ihre Weiterentwicklung zentral sein. Hier setzt der Ansatz der ästhetischen Fürsorge um urbane Landschaften an, dessen Grundzüge im Rahmen des Forschungsprojektes ausgearbeitet wurden:

Kritische Akzeptanz des Bestehenden:
- Aufdecken wahrnehmungsspezifischer Qualitäten und Erlebensweisen urbaner Landschaften
- Spürbare, qualitative Werte wie Stille, Orientierung, Weite, Zugänglichkeit oder Rhythmus in den Vordergrund rücken
- Erweiterung der fachlichen Deutungshoheit und des gestalterischen Werkzeugkastens um ethnografische und sozialräumliche Methoden

Ästhetische Aufmerksamkeit
- Thematisierung der Sprach- und Diskussionslosigkeit über das, was wir wann, wie und warum wahrnehmen oder nicht wahrnehmen (wollen) --> Postkarten von idyllischen Bergtälern, aber nicht von Autobahnabfahrten
- Fokus auf die Fussgängerperspektive und die öffentlich zugänglichen Räume als rahmen- und gestaltgebendes Gerüst urbaner Landschaften

Urbane Landschaftsvermittlung
- Initiierung eines inter- und transdisziplinären Dialogs und eines langfristigen Prozessdenkens: die Ausgangslage ist zu komplex für den disziplinären Tunnelblick oder für eine rein fachliche ExpertInnensicht --> Ergänzung um eine alltagsweltliche Sicht auf die urbane Landschaft
- Perspektivenwechsel bedarf nicht nur einer Veränderung beruflicher Selbstverständnisse, sondern auch einer Identifikation mit der Veränderung urbaner Landschaften
- Stärkung des Erfahrungswissens in Lehre und Forschung

Neben der theoretischen Ausarbeitung des Ansatzes einer ästhetischen Fürsorge um urbane Landschaften wurde in diesem Forschungsprojekt Grundlagenarbeit in drei Bereichen geleistet:
- Systematisierung: Es wurde eine interdisziplinäre Literaturrecherche über landschaftstheoretische Zugänge und Methoden durchgeführt. Die recherchierten Quellen wurden dann für den Aufbau einer Citrix-Datenbank zum Thema Landschaft für das Institut genutzt.
- Vermittlung: In der Recherche identifizierte Lehrmethoden wurden in verschiedene Lehrveranstaltungsformate integriert. So wurde im Rahmen der Seminarwoche das Alpenrheintal erwandert, um den Studierenden das großräumigen Erwandern von Landschaft als Entwurfsmethode näher zu bringen. Diese Methode wurde auch von einer Studierenden im Rahmen ihrer Masterthesis genutzt. Des Weiteren wurden Wahrnehmungsspaziergänge in Workshops im Bachelor- und Masterstudium angeboten und durchgeführt.
- Austausch: Der Ansatz der ästhetischen Fürsorge um urbane Landschaften wurde sowohl in internationalen Fachjournalen publiziert, als auch bei Kongressen präsentiert (Archijeunes, Landschaftskongress 2020).

Projektergebnisse:

Schlagworte

Landschaftspflege, Raumwahrnehmung, Raumentwicklung, Landschaft

Projektleiterin

Publikationen

  • Brandl, A. (2021). Baukultur als ästhetische Fürsorge um urbane Landschaften. In Archijeunes (Ed.), Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung (pp. 115-132). Zürich: Park Books AG.

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  • Brandl, A., Herburger, J., & Hilti, L. (2021). Alles ist Landschaft : Institut für Architektur und Raumentwicklung.

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  • Brandl, A., Freytag, A., & Schärer, C. (2020, 19.10.2020). Landschaft erwandern - Ästhetische Aufmerksamkeit für urbane Landschaften. 2.Schweizer Landschaftskongress, Lausanne (Online).

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