In ihrer Begrüssung hob Prof. Dr. Alexandra Butterstein, LL.M., Dekanin der Liechtenstein Business Law School und Inhaberin der Professur für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht, die wachsenden Anforderungen an Compliance-Officer hervor. Aufgrund der stetig zunehmenden Regulatorien gewinnen gezielte Weiterbildungsprogramme, wie der «Compliance-Day», der «Zertifikatsstudiengang Compliance-Officer» oder der «Intensivkurs Strafrecht und Unternehmen» der Universität Liechtenstein stetig an Bedeutung. Sie dankte den Referierenden sowie der Liechtensteinischen Treuhandkammer und der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein für die Mitgestaltung einzelner Themenblöcke.
Das Vormittagsprogramm, in welchem zunächst die Verankerung von Compliance in operativen Unternehmensprozessen im Vordergrund stand, wurde von Prof. Alexandra Butterstein moderiert. Dr. Christian Wind veranschaulichte, wie sich Risikokontrollen in die Wertschöpfung einbetten lassen, ohne Effizienz zu verlieren. Im Anschluss zeigte MMag. Peter Schieferer anhand praxisnaher Fallstudien den Umgang mit klassischen Compliance-Risiken in der Praxis, wie etwa mangelnde IT-Sicherheit, aus Sicht eines Industrieunternehmens auf. Kurz vor der ersten Kaffeepause führte Stephan Gebauer in seinem Vortrag aus, dass Regeln allein nicht genügen, um moralisches Verhalten zu sichern, vielmehr brauche es auch die persönliche Bereitschaft, Regeln anzuerkennen und die damit verbundenen Einschränkungen mitzutragen. Abgerundet wurde der Vormittag mit einem Schwerpunkt zu Compliance und Risikoprävention durch Dr. Mathias Bitschnau, der die Anforderungen an eine Verdachtsmitteilung gemäss Art. 17 SPG erläuterte, sowie Dr. Stephan Ochsner, der angesichts einer immer dynamisch werdenderen Sanktionslandschaft die Umsetzung internationaler Sanktionen aufzeigte. Den Vormittag schloss eine Podiumsdiskussion ab, die Gelegenheit bot, die zuvor behandelten Themen gemeinsam mit dem Publikum ausführlich zu beleuchten und zu vertiefen.
Nach dem Netzwerklunch übernahm Prof. Dr. Bernhard Burtscher, Inhaber der Professur für Bank‑ und Finanzmarktrecht, die Moderation des Nachmittagsblocks zu Finanzmarktthemen. Unter seiner Leitung skizzierte Dr. Alexander Putzer die Reform des liechtensteinischen Bankengesetzes, insbesondere die Rolle der Compliance-Funktion, die Vereinbarkeit von Beratung und Kontrolle sowie Risiken bei der Übernahme ausländischer Vorgaben. Mag. Philipp Röser stellte die kommenden Anforderungen der AML-Verordnung vor – darunter neue Meldepflichten, der Schutz des Geldwäschebeauftragten und Herausforderungen bei der Identifikation wirtschaftlich Berechtigter. Dr. Siegfried Herzog gab Einblicke in die Umsetzung der MiCAR, die Bedeutung der TFR, die Anforderungen an Transparenz, Meldesysteme und den Umgang mit Stablecoins. Zentrale Frage der Diskussion danach: Wie können Institute regulatorische Komplexität meistern?
Den Digitalisierungsschwerpunkt eröffnete Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou, Inhaberin der Professur für Wirtschaftsstrafrecht, Compliance und Digitalisierung und Senatsvorsitzende der Universität Liechtenstein. In ihrer Rolle als Moderatorin wies sie auf aktuelle gesetzgeberische Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung in der EU und im Fürstentum Liechtenstein hin – insbesondere auf DORA, NIS II und das Cyber-Sicherheitsgesetz. Mag. Anton Grones, Jurist und Techniker, beleuchtete in seinem Referat die Rolle des Datenschutzes in global eingebetteten Risikomanagementsystemen und ging dabei auch auf den AI Act ein. Im letzten Vortrag der spannenden Tagesveranstaltung widmete sich Dr. Michael Faske den Besonderheiten interner Untersuchungen im digitalen Zeitalter. Im Mittelpunkt stand der Einsatz von Generativer KI, insbesondere ChatGPT. Die Teilnehmenden nutzten die abschliessende Fragerunde, um die Themen des Nachmittagsblocks näher zu diskutieren.
In ihrem Schlusswort bedankte sich Prof. Papathanasiou im Namen aller Mitveranstalter bei den Referierenden für ihre Mitwirkung und bei den Teilnehmenden für ihr Interesse. Sie sprach eine herzliche Einladung zum Besuch der Veranstaltungen der Universität Liechtenstein aus. Beim abschliessenden Apéro wurden die Tagungsthemen in persönlicher Atmosphäre vertieft, neue Kontakte geknüpft und künftige Kooperationen angestossen. Das einhellige Fazit lautete, dass der Compliance-Day seine Rolle als zentrale Dialogplattform der DACHLI-Region einmal mehr überzeugend bestätigt hat. Die nächste Ausgabe ist bereits für das Frühjahr 2026 geplant und soll erneut praxisnahe Impulse für ein nachhaltiges Compliance-Management liefern.