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Gesellschaft im Wandel

Welche Herausforderungen verbergen sich hinter dem Begriff einer nachhaltigen Gesellschaft? Dieser Frage gingen Wissenschaftler und Experten an der interdisziplinären Nachhaltigkeitstagung „Green Summit“ am 23. Mai 2017 an der Universität Liechtenstein nach.

In einer Vielzahl von Vorträgen und Präsentationen mit dem Blickwinkel auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft widmeten sich regionale und internationale Experten am Green Summit dem Thema Nachhaltigkeit. Neben der Präsentation von nachhaltigen Praxisprojekten und einem IT-Workshop zu Nachhaltigkeit im digitalen Zeitalter, wurden ausserdem praxisrelevante Forschungsarbeiten aus dem Bereich Sustainable Finance vorgestellt. Weitere Vorträge behandelten beispielsweise erneuerbare Energien, Elektromobilität sowie die sich entwickelnde Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Einen unerwarteten Ansatz wählte Prof. Dr. Martin Wenz mit seinem Vortrag „Bedingungsloses Grundeinkommen und Nachhaltigkeit“, in dem er das Pro und Kontra eines solchen Grundeinkommens für die Gesellschaft beleuchtete. Als Ausgangspunkt wählte er ein Zitat des CEO der Siemens AG Joe Kaeser, der 2016 am SZ-Wirtschaftsgipfel erklärt hatte: „Ein BGE ist unvermeidlich um zu verhindern, dass einige auf der Strecke bleiben, weil sie mit der Geschwindigkeit auf der Welt einfach nicht mehr mitkommen.“ Wenz stellte aber fest, dass ein Grundeinkommen, das jeder Person unabhängig von Alter, Geschlecht, Familienstand, Einkommen oder Beschäftigungsgrad gezahlt wird, auch Probleme birgt. Denn während heute der Staat sich um die Bedürfnisse seiner Bürger kümmert, könne er sich im Falle eines BGE all seiner Fürsorgepflichten mittels einer Zahlung entledigen. Ein an keinerlei Bedingungen geknüpftes Einkommen könne zwar einerseits die Risikobereitschaft insbesondere der jungen Unternehmer fördern und für mehr Freiheit für die Märkte sorgen, andererseits berge es durch den Wegfall der klassischen sozialen Sicherungen die Gefahr eines sehr kalten Gesellschaftsklimas.

„Coalition of the willing“

Thomas Vallacott, CEO des WWF Schweiz, sprach als Hauptredner über die Umbrüche, die ausgelöst durch den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft aktuell und zukünftig die Gesellschaft erschüttern werden. Er stellte fest, dass der Wandel bereits Realität geworden ist und sowohl Grossunternehmen als auch Staaten erkannt haben, dass ein Festhalten am Status quo keine Option mehr ist. Erstmalig in der Geschichte zeigt sich, dass Wirtschaftswachstum auch ohne weiteren Anstieg der CO2-Emmissionen möglich ist und nachhaltiges Wirtschaften sogar einen Wettbewerbsvorteil bringt. Als Beispiele für dieses Umdenken führte er China an, dass sich von der Kohlekraft abwendet oder die Automobilindustrie, die in der kommenden Dekade grössere Veränderungen erwartet als in den letzten 50 Jahren. Vellacott machte aber auch deutlich, dass „die Gesellschaft von den Veränderungen in der Wirtschaft durchgeschüttelt“ werden würde, denn viele Berufsfelder wären direkt betroffen. Er forderte daher breite Koalitionen „der Willigen“, denn „der Klimawandel lässt keine Zeit“.

Paneldiskussion

In einer gemeinsamen Gesprächsrunde, moderiert von Oliver Oehry, Center für Social and Sustainable Products, sprachen Prinz Michael von und zu Liechtenstein, Industrie und Finanzkontor Est., Thomas Vellacott und Brigitte Frey, Climate Change and Sustainability Service, über die Auswirkungen der Nachhaltigkeit. Für Prinz Michael stellte sich die Frage von Turbo oder Bremse beim Thema Nachhaltigkeit nicht, für ihn ist es von entscheidender Bedeutung, dass langfristige Entscheidungen wirtschaftliche Vorteile bringen. Er sieht Regulatorien stets vom Zeitgeist geprägt und möchte sie daher „so sparsam wie möglich“ eingesetzt wissen, sondern setzt auf den Wettbewerb als das am besten geeignete Steuerungsmittel. Brigitte Frey machte deutlich, dass „ohne Regulatorien kein Tempo in die Entwicklung“ komme und dass gerade der „grosse Impact der Grosskonzerne auf die Gesellschaft via Regulatorien“ aufgefangen werden müsse. Thomas Vellacott fand den „Gegensatz zwischen Freiheit und Regulatorien langweilig“ und setzt stattdessen auf zunehmende Transparenz durch die Marktnachfrage, die technischen Möglichkeiten der Peer-to-Peer-Transparenz sowie die durch Regulatorien eingeforderte Offenlegung. Grundsätzlich waren sich die Gesprächsteilnehmenden einig, dass der Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft beschleunigt werden müsse und der Informationsfluss für diesen Wandel von entscheidender Bedeutung ist.

Zurich Klimapreis – Konkrete Beiträge zum Klimaschutz 

Zum Abschluss des Veranstaltungsprogramms präsentierte Zurich Schweiz die Gewinner des Zurich Klimapreises Schweiz und Liechtenstein 2016. Die vorgestellten Projekte sind konkrete Beiträge zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Bereichen Produktion und Konsum, Transport und Mobilität, sowie Bauten und Wohnen. Zu Gast war der Preisträger Solaxess SA aus Neuenburg, welcher mit farbigen Photovoltaik-Modulen neue Potenziale erschliesst.

 

Weitere Fotos der Veranstaltung

 

 

 

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