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Mit Abfall bauen

Jeder Einwohner Liechtensteins produziert pro Tag mehr als zwei Kilogramm Abfall. Doch was ist Abfall eigentlich? Soll man ihn verbrennen, deponieren oder recyceln, upcyceln, downcyceln? An einem 2-tägigen Architekturworkshop im Institut Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein befassten sich 34 Liechtensteiner Schülerinnen und Schüler mit den Themen Architektur und Abfall: es wurde diskutiert, gezeichnet und gebaut.

von Heike Esser

Abfall sind gemäss Definition «nicht mehr benötigte Überreste in fester Form». Fast alle Gegenstände des täglichen Lebens werden eines Tages zu Abfall. Sei es, weil sie nicht mehr gefallen, ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen oder weil sie nicht mehr gebraucht werden. Ein Grossteil wandert in den Kehrrichtsack und landet je nach Region auf einer Deponie oder in einer Kehrrichtverbrennungsanlage. Aber Abfall ist nicht gleich Abfall: So kann das Tshirt, das zerrissen, verfleckt oder zu klein ist, noch zu Putzlappen verarbeitet werden (downcycling), die Glasflasche kann vom Getränkeproduzenten erneut befüllt und in den Verbrauch gebracht werden (recycling) und aus alten Lkw-Planen lassen sich schicke Taschen herstellen (upcycling). 

Workshop «Abfall(T)raum bauen!»

Das Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein führte im Sommersemester 2016 einen zweitägigen Workshop für Kinder und Jugendliche einer Primarschulklasse aus Vaduz und zwei Realschulklassen aus Balzers mit dem Thema «Abfall(T)raum bauen!» durch. Begleitet wurden sie durch Lehr- und Fachpersonen sowie durch Architekturstudierende.

Die «Denkraum» Redaktion wollte wissen: warum ist es für die Kinder überhaupt wichtig, sich mit den Themen Abfall und Architektur auseinander zu setzen?






Stimmen vom Campus_Portrait Ingrid und Ursula_web.jpgEs wurde geklebt, gehäkelt, gestopft, geschnitten – die Kinder waren unglaublich kreativ. Im Vorfeld wurden daheim und in der Schule Materialien wie Karton, PET Flaschen oder Geschenkpapier gesammelt. Unglaublich wie viel in kürzester Zeit zusammen gekommen ist. Genau das wollten wir den Kindern mit diesem Projekt bewusst machen. Das Thema Nachhaltigkeit ist wichtig und in aller Munde, jedoch sehr abstrakt. Durch das spielerische, kreative Auseinandersetzen an der Universität Liechtenstein konnten die Schülerinnen und Schüler eine andere Perspektive kennen lernen. 

Ingrid Kaufmann-Sele und Ursula Schlegel, Realschule Balzers






Stimmen vom Campus_Portrait Vera und Celina_web.jpgKinder und Jugendliche sind die Entscheidungsträger über unsere gebaute Umwelt von morgen. Daher ist unser Ziel, sie für Architektur zu sensibilisieren. Um dies greifbarer zu machen, haben wir uns im Workshop mit Abfall auseinander gesetzt – neben Architektur ein weiteres Thema aus unserem täglichen Leben. Durch das Kennenlernen und Entdecken von Abfallmaterialien in einem neuen Kontext, haben wir alle dazu gelernt: Egal ob Primar- oder Realschüler, Lehrer oder Experte. Diese unvoreingenommene Neugierde und Begeisterung der Teilnehmer war einfach toll. Machen statt reden – wir hoffen, dass den Schülern die Bedeutung ihrer eigenen Handlungen bewusster geworden ist.

Vera Kaps und Celina Martinez-Cañavate, Institut für Architektur und Raumentwicklung






Stimmen vom Campus_Portrait Filipe_web.jpgIm Unterricht habe ich oft beobachtet, wie leichtfertig und gedankenlos meine Schüler mit Materialien umgehen. Das Alte wird schnell mit etwas Neuem ersetzt – das macht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn. Das Projekt an der Universität hilft stärker gegen Verschwendung zu sensibilisieren und zeigt, wie man kreativ mit vielfältigen Ressourcen umgehen kann. Dabei war besonders schön zu beobachten, wie gut die Schüler der Primar- und Realschule zusammengearbeitet haben. Sie haben sich gegenseitig viel unterstützt und geholfen. Ich hoffe, dass meine Schüler zukünftig mehr schätzen, was sie bereits haben. Und dass sie die Bedeutung des Schutzes unserer natürlichen Ressourcen für sich begreifen.

Filipe Fernandes, Primarschule Vaduz