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Reisen auf den Flügeln der Mathematik

Das dritte und letzte Campus Gespräch der aktuellen Reihe «Grenzen – Migration – Heimat» stand ganz im Zeichen der Astrophysik. Es ging dabei um die Grenzen des Wissens vom Universum und seinem Ursprung.

Ursprünglich war ein Dialog der Astrophysiker Prof. Dr. Hans-Joachim Blome und Prof. Dr. Harald Lesch geplant, doch leider musste letzterer kurzfristig absagen. Doch Prof. Dr. Hans-Joachim Blome wusste mit seinem erweiterten Vortrag zu faszinieren.

Sprossen der Himmelsleiter

Blomes Begeisterung und Leidenschaft für die Astrophysik wirkte ansteckend und er nahm das zumeist fachfremde Publikum mit auf eine Reise durch die Weltraum-Innenarchitektur. So wies er zu Beginn seines Vortrags darauf hin, dass der durch seine Lebenszeit begrenzte Mensch den entgrenzten Kosmos nur mithilfe der Theoretischen Physik untersuchen kann. «Physikalische Formeln sind die Sprossen der Himmelsleiter und wir Astrophysiker reisen auf den Flügeln der Mathematik», so Blome, und er führte aus, wie die Physik durch Annahmen und Modelle Gesetzmässigkeiten zu ergründen versucht. Im Unterschied zur Philosophie würde dieses mathematische Bild der Realität aber immer an der Wirklichkeit überprüft, bevor es als «hartes» Wissen und Naturgesetz Geltung erlange.

Religion und Wissenschaft

Am Beispiel von Bildern aus Weltraumteleskopen zeigte er auf, dass unser Blick immer nur in die Vergangenheit gerichtet ist – selbst der Blick in den Himmel zeigt die Sonne wie sie acht Minuten zuvor ausgesehen hat, denn so lange braucht ihr Licht, um die Erde zu erreichen. Doch wer nun meinte, es bräuchte nur ein genügend «scharfes» Teleskop, um bis zum Urknall zurückschauen zu können, den musste Prof. Blome enttäuschen. Denn vor diesem läge ein Schleier, den niemand zu durchdringen vermöge.
Dass Religion und Wissenschaft in der Astrophysik nebeneinander existieren können, zeigte er an dem belgischen katholischen Theologen und Astrophysiker Georges Edouard Lemaître (1894-1966), dem Begründer der Urknalltheorie, dessen Erkenntnisse die heutige Astrophysik erst ermöglichen. Doch die Frage, warum es das Universum gibt, bleibt trotz aller Forschung bislang unbeantwortet. Sicher sei nur, dass es endlich ist: «Der schöne Kosmos – No Future», schloss Prof. Dr. Blome seinen Vortrag, denn irgendwann würden alle Sterne zu Roten Riesen, Weissen Zwergen und schliesslich verschwinden.

Zur Person

Prof. Dr. Hans-Joachim Blome studierte an den Universitäten Clausthal, Bonn und Köln Physik und Astronomie und promovierte an der Universität zu Köln in theoretischer Physik. Ab dem Jahr 1988 war er beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) tätig und er arbeitete in der Projektleitung des Spacelab-Projekts D-2 Mission. Nach einem Forschungssemester bei der NASA und am Institute for Advanced Space Studies in Houston war er Mitglied der strategischen Planungsgruppe für extraterrestrische Forschung im DLR und einer der deutschen Delegierten im Science Program Committee der European Space Agency (ESA). Seit 1999 lehrt und forscht er als Professor für die Fächer Physik und Himmelsmechanik an der Fachhochschule Aachen im Fachbereich der Raumfahrttechnik. Seine Arbeitsgebiete sind die Gravitationsphysik, Raumflugdynamik und Kosmologie. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Astronomischen Gesellschaft und der Carl Friedrich von Weizsäcker Gesellschaft Wissen und Verantwortung.

Der Abend endete wie immer mit Publikumsfragen sowie einem Apéro mit intensiven weiteren Gesprächen.