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Was Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen verraten – eine Analyse

Dr. Nadine Székely und Prof. Dr. Jan vom Brocke vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Liechtenstein haben über 9500 Nachhaltigkeitsberichte von internationalen Unternehmen aus den Jahren 1999 bis 2015 analysiert und zehn Empfehlungen für Praxis und Forschung entwickelt.

Die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts gehört für die meisten grossen und auch für viele mittelständische Unternehmen zum jährlichen Berichtswesen dazu. Unternehmen informieren in diesen Berichten von ihren Aktivitäten und ihrer Performance im Hinblick auf verschiedene Themen der Nachhaltigkeit. Jedes Unternehmen setzt dabei seine eigenen Schwerpunkte.

Zwei Forscher der Universität Liechtenstein haben über 9500 Berichte aus den Jahren 1999 bis 2015 gesammelt und mithilfe von Texterkennungsalgorithmen automatisiert analysiert. Dabei konnten sie 42 Themen im Bereich Nachhaltigkeit identifizieren, mit denen sich Unternehmen in diesen Berichten befassen. Anhand dieser Themen lassen sich zehn Beobachtungen und Empfehlungen für Praxis und Forschung ableiten.

Aktuelle Inhalte der Nachhaltigkeitsberichte
Während wirtschaftliche Themen in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Berichte gerückt sind, zeigt die Analyse, das gesamtheitlich gesehen, die Themen gleichmässig auf ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit aufgeteilt sind. Im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit liegt der Fokus der Berichte auf Emissionen und Ressourcenverbrauch, insbesondere im Hinblick auf Energieverbrauch. Themen wie Biodiversität und erneuerbare Energien sind von untergeordneter Relevanz. Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit liegt der Schwerpunkt auf den Mitarbeitern, aber auch Themen wie Kundenorientierung sowie Sponsoring sind im Fokus der Unternehmen. Im Rahmen der ökonomischen Nachhaltigkeit berichten Unternehmen hauptsächlich über ihre Finanzdaten ohne viel Informationen zur Unternehmenssteuerung und zu Verhaltenskodexen zur Verfügung zu stellen. Die Analyse zeigt auch, wie unterschiedlich die Themen im Hinblick auf Industrien und Länder sein können.

Was lässt sich daraus lernen?
Traditionell besteht Nachhaltigkeit aus den Dimensionen ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Unternehmen sollten in ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit investieren, um ihre Potenziale optimal zu nutzen. Im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit bedeutet dies, den Fokus zu erweitern und nicht nur Energieverbrauch und Emissionen zu beachten, sondern zum Beispiel auch die Nutzung weiterer, nicht erneuerbarer Ressourcen sowie Biodiversität. Die Mitarbeiter sollten weiterhin im Fokus der Aktivitäten in den Unternehmen stehen, denn durch Praktiken, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen, können Unternehmen im Kampf um Talente punkten. Doch auch die anderen Stakeholder sollten einbezogen werden. Statt nur über die aktuellen finanziellen Daten zu berichten, sollten Unternehmen auch über die vergangene und zukünftige Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Ergebnisse informieren.

Die Studie ist im PLOS ONE, dem weltweit ersten multidisziplinären Open Access Journal, erschienen und kann unter http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0174807 abgerufen werden.