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Forschung im Fokus

Wo langfristiges Denken zuhause ist

Liechtensteins Finanzplatz muss sich für die Zukunft nicht neu erfinden, sondern seine Asse sortieren: Know-how in der nachhaltigen Vermögensverwaltung punktet gerade bei grossen Familienvermögen. Die Universität Liechtenstein bietet hierfür eine Kompetenzplattform.

von Yvonne von Hunnius

Die Familie ist es, die unsren Zeiten nottut», sagte Adalbert Stifter. Auch wenn er nicht die modernen Family Offices von heute im Sinn hatte, deren Organisation bedeutet Zukunft. Familien wollen ihr Vermögen zukunftsgerichtet verwalten und auch gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Dazu nutzen immer mehr Vermögensinhaber die Struktur eines Family Office, das nicht zuletzt mit Unabhängigkeit, umfassender Dienstleistungserbringung und der persönlichen Beziehung mit dem Family Officer einhergeht. Liechtenstein praktiziert das seit Generationen.

«Und der Bankenplatz hat eine 150-jährige Tradition», sagt Prinz Philipp von und zu Liechtenstein. Er ist Chairman der LGT Group in Vaduz, dem Family Office der Fürstenfamilie und Europas grösster privat gehaltenen Private Banking und Asset Management Gruppe. Family Offices verwalten grössere Vermögen einer Familie im Single Family Office oder mehrerer Familien im Multi Family Office. Studien belegen dabei: Diese Vermögensinhaber denken in ihrer Anlagestrategie langfristig und sehr risikobewusst.

Vorteile wohl abwägen

Als Standorte für Family Offices sind weltweit Singapur und New York gefragt – in Europa neben London, Frankfurt, Zürich auch Liechtenstein. Kulturelle Nähe ist für vermögende Familien wichtig. Martin Wenz, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen der Universität Liechtenstein, sagt: «Liechtenstein ist selbst ein Unternehmerstandort mit grossen Familienvermögen. Es besitzt für Family Offices entscheidende hochqualifizierte Experten und exzellente internationale Netzwerke.» Letztlich arrangiere sich alles um den Nukleus aus hiesigem Gesellschafts-, Steuer-, Fonds- und Aufsichtsrecht. Daraus ergeben sich Vorteile, die wohl abgewogen sein wollen. Die Universität schafft durch 2014 neuerlich gestartete Executive Masterstudiengänge in internationalem Steuerrecht oder in Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht eine Kompetenzplattform für Experten.

Gemeinsame Vision schaffen
Vielerorts sind die rechtlichen Bedingungen für Erben und Nachfolger unsicher.

Das Thema wird immer wichtiger. Ein Generationenwechsel findet in Europa statt und weltweit steigt die Anzahl an Hochvermögenden rasant. Doch vielerorts sind die rechtlichen Bedingungen für Erben und Nachfolger unsicher. Gemeinsam gilt es somit, eine Vermögensvision zu erarbeiten. Bestenfalls existiert als Grundlage ein Unternehmen, dessen Dividendenstrom das Vermögen vermehrt. Gleichzeitig muss laut Kurt Alexander Engelhorn eine Familie den Weg hin zu einer unternehmerisch aktiven Familie finden – da sind Unterstützung, Schulung und Training gefragt. Engelhorn verwaltet einen Teil des Familienvermögens, das aus dem Verkauf des Pharmaunternehmens Boehringer Mannheim an Hoffmann-La Roche hervorging. Der Kurt-Alexander-Engelhorn Trust hat in Liechtenstein seinen Sitz. «Das Family Office sollte in einem politisch und gesellschaftlich stabilen Staat mit grosser Rechtssicherheit domiziliert sein. Dafür bietet sich meines Erachtens Liechtenstein im Herzen Europas ideal an», sagt Engelhorn.

* Dieser Artikel erschien ursprünglich in der November 2014 Ausgabe des Wissensmagazins Denkraum.