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Pilze sollen Baustoffe liefern

Seoul - Wissenschaftler an der ETH Zürich und am Karlsruher Institut für Technologie testen einen Baustoff aus dem Wurzelwerk von Pilzen. Eine daraus gebaute Struktur ist derzeit bei der Seoul Biennale of Architecture and Urbanism zu sehen.

Ressourcen für herkömmliche Baustoffe sind endlich. So ist in manchen Regionen nur noch wenig Sand vorhanden – ein wichtiger Zuschlagstoff für Beton. Stahlbeton macht zudem viele Länder von Importen abhängig. Forscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) und am deutschen Karlsruher Institut für Technologie (KIT) testen deswegen einen nachhaltigen Baustoff, der nachwachsen kann.

Der Hauptbestandteil ihres Baustoffs ist Myzelium, das Wurzelwerk von Pilzen. Dabei handelt es sich laut einer Mitteilung um ein schnell wachsendes, feines Geflecht aus fadenförmigen Zellen. Dem Pilzgewebe mischen die Forscher Holzspänen oder andere pflanzliche Abfälle bei. Die Masse lässt sich in fast jede Form füllen. Dort wird sie zunächst einige Tage verdichtet. Dann wird sie getrocknet, um das Wachstum zu stoppen und Pilze abzutöten.

Die als Ergebnis einstehenden leichten Bausteine isolieren gut. Damit ihre Druck- und Zugbelastbarkeit erhöht wird, nutzen Forscher Methoden der grafischen Statik, bei der statische Aufgaben zeichnerisch gelöst werden. Dadurch wird die gezielte Gestaltung von geometrischen Formen und eines inneren Kraftflusses möglich.

„Nachwachsende Baustoffe erhalten so das Potenzial, konventionelle Materialien in vielen architektonischen Strukturen zu ersetzen“, erklärt Dirk E. Hebel, Assistenzprofessor an der ETH.

Die Forscher haben nun eine Struktur aus Pilzmyzelium und Bambus entworfen. Sie kann noch bis zum 5. November im Rahmen der Seoul Biennale of Architecture and Urbanism in Korea besichtigt werden. ssp