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Engagement für Liechtenstein: Die Campus Gespräche als Chance

Die Campus Gespräche sind zurück! Nach Corona-bedingten digitalen Events begrüsst Roman Banzer am 3. Mai sein Publikum endlich wieder im Auditorium der Uni Liechtenstein. Mit Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni und dem deutschen Journalisten, Autor und Zeitzeugen Stefan Aust auf dem Podium diskutiert er das brandaktuelle Thema «Zeitreise und Zukunft. Aus der Geschichte lernen»? 

Stefan Aust ist einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Er begann bei der Zeitschrift “konkret” und arbeitete dann viele Jahre für verschiedene deutsche Medien. Er gründete “Spiegel TV” und war 12 Jahre lang Chefredakteur des «Spiegel», später Mitinhaber des Fernsehsenders N24 und Herausgeber der «Welt». Aust ist Autor zahlreicher Dokumentationen und Bücher, aktuell “Xi Jinping. Der mächtigste Mann der Welt” oder «Zeitreise: Die Autobiografie» (beide bei Piper, München 2021). 

Dialog mit Liechtenstein 

Die Campus Gespräche der Universität Liechtenstein mit hochkarätigen Forschenden, Intellektuellen sowie Expertinnen und Experten greifen aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen auf und eröffnen den Dialog mit einer breiten Öffentlichkeit in Liechtenstein und der Region.  

«Macher» hinter den Campus Gesprächen ist Roman Banzer. Der vor Kurzem pensionierte Dozent der Universität Liechtenstein war unter anderem Leiter der Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung, Leiter des Literaturhauses Liechtenstein und erster Leiter von Radio L. Dorthin kehrte er kürzlich als Verwaltungsratspräsident zurück. Im Interview betont der Sprachwissenschaftler die Bedeutung der Campus Gespräche für die Universität Liechtenstein. 
 

«Für die Universität Liechtenstein sind die Campus Gespräche die beste Chance, dem Land zu zeigen: Wir engagieren uns. »

Roman Banzer 

 
Was erwartet das Publikum bei den Campus Gesprächen mit Stefan Aust am 3. Mai, die endlich wieder live an der Uni stattfinden können? 

Roman Banzer: Bei diesem Podiumsgespräch darf ich als Moderator Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni und mit Stefan Aust einen der renommiertesten Journalisten, politischen Autoren und Zeitzeugen im deutschsprachigen Raum an der Uni Liechtenstein begrüssen. Uns erwartet eine Diskussion entlang eines Bilderbogens durch das Leben von Stefan Aust. Wir können uns auf einen Rückblick in eine Zeit in den 60ern freuen, in der er mit Rudi Dutschke in Prag zu sehen ist. Es gibt aber auch aktuellere Bilder mit ihm und Gerhard Schröder, mit Gorbatschow oder Putin. Anhand dieses Bilderbogens werden wir zurückschauen, aber immer auch einen Bezug zum aktuellen Geschehen in der Welt schaffen. Denn mit Stefan Aust auf der Bühne können wir die Gegenwart bis hin zum Ukraine-Konflikt gar nicht ausblenden.  

Stefan Aust ist einer der renommiertesten Vertreter des Journalismus im deutschsprachigen Raum und weit darüber hinaus. Welche Rolle hat denn der Journalismus in Zeiten von Fake-News, einer Medienzensur in Russland oder bei «alternativen Corona-Wahrheiten» in den sozialen Netzwerken? 

Banzer: Ich habe kürzlich einen sehr schönen Begriff kennengelernt, den ich vorher nicht gekannt habe: «constructive journalism». Der Journalismus soll also einen konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft leisten und hat klassischerweise die Rolle der vierten Staatsgewalt. Sein Job ist die Überwachung der Exekutive, Legislative und Judikative. Wenn man den Journalismus aber als «konstruktiven Journalismus» versteht, dann ist er mehr als nur ein Wächter. Dann trägt er über den Diskurs, über die Diskussion, über Recherchen, Reportagen und ständiges Hinterfragen sowie Einordnungsversuche dazu bei, dass unsere Gesellschaft eine bessere wird. Am Beispiel des Ukraine-Kriegs ist die Aufgabe des Journalismus eine verlässliche Information, aber auch eine Einordnung der Geschehnisse und vor allem - wenn wir an das Massaker im ukrainischen Butscha denken - die Zeugenschaft. Der Journalismus ist dazu da, Zeugnis abzulegen über die Gräueltaten, die jetzt dort passieren. Genau das wird uns Stefan Aust beim Campusgespräch in seinen Worten erklären. 

Kommen denn die Medien in Liechtenstein diesen hohen journalistischen Anforderungen nach? 

Banzer: Ja, im Rahmen von dem, was sie leisten können, auf jeden Fall. Ich bin mir sicher, dass die Medien in Liechtenstein ihren wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten – so gut ihnen das möglich ist.  

Nehmen wir die Rolle der Medien in der Diskussion um die Kostenerhöhung beim Landesspital als einfaches Beispiel. Was könnte ein Radiosender in dem Fall tun? Er müsste einige Tage nach Bekanntwerden eine Diskussionssendung mit allen Beteiligten am Tisch machen und damit auch den verantwortlichen Politikern die Chance geben, sich zu erklären. Radio L müsste auch rekapitulieren, was bisher passiert ist, die Bürger auf dem Laufenden halten, kritische Fragen stellen und Experten zu Wort kommen lassen. An diesem Beispiel wird klar, dass Medien einen wichtigen Beitrag zum Diskurs, zur Information und zur Einordnung leisten können. Ich bin mir aber nicht sicher, ob unsere Medien in Liechtenstein die dafür nötigen Ressourcen haben, um in diesem Sinn konstruktiven Journalismus zu leisten. 

Wirst du in deiner neuen Rolle als Verwaltungsratspräsident bei Radio L diese Voraussetzungen schaffen? 

Banzer: Ja, das ist mein erklärtes Ziel für Radio L. 

Zurück an den Campus: Seit wann gibt es die Campus Gespräche und warum wurden sie ins Leben gerufen? 

Banzer: Der ehemalige Rektor Klaus Näscher hat diese Diskussionsplattform gestartet, die erste Leiterin der Campus Gespräche war Monika Litscher. Das Ziel der Campus Gespräche war und ist, die Universität mit der Bevölkerung Liechtensteins in Verbindung zu bringen, also die Uni thematisch in der Region zu verankern, und Menschen an den Campus zu bringen, die diesen Weg sonst nicht finden. Diese Podiumsgespräche sollen Expertenwissen vermitteln, den Besuchern die Möglichkeit geben, sich zu informieren und in dieses soziale Netzwerk der Campus Gespräche einzutreten. Der Universität geben sie die Möglichkeit zu zeigen, dass sie sich für dieses Land engagiert und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet. 

Welches der bisherigen Campus Gespräche war dein persönliches Highlight? 

Banzer: Das ist schwierig zu sagen, denn wir hatten viele spannende Diskussionspartner. Aber mein Highlight wird sein, wenn wir nach den digitalen Veranstaltungen in der Corona-Zeit am 3. Mai wieder analog und vor Publikum am Campus mit Stefan Aust und Sabine Monauni diskutieren. 

Die Themen der Campus Gespräche sind durchaus anspruchsvoll. Schätzen die Teilnehmer diese «schwere Kost»? 

Banzer: Einer meiner Grundsätze war immer: Wissenschaft muss verständlich sein! Es ist ein klassisches Missverständnis und elitäres Statussymbol der Wissenschaft, dass sie dummerweise gerne unverständlich ist. Die Campus Gespräche aber sind ein Bereich, wo wir ganz klar verständlich sein wollen.  Und das gelingt uns sehr gut: Die Zuhörer verstehen, was wir sagen wollen, und diskutieren auch eifrig mit. Es freut mich, dass es diesem Format gelingt, die Menschen mitzunehmen. 

Dieses Jahr gehen die Campus Gespräche zusätzlich einen neuen Weg. Nach dem Motto «Wenn die Liechtensteiner:innen nicht zu den Campus Gesprächen kommen, kommen wir zu ihnen» geht ihr «on the road». Was ist geplant? 

Banzer: Die Idee ist, dass wir die Campus Gespräche zukünftig auf drei Beine stellen. Erstens die klassische Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten wie bisher im Auditorium am Campus. Nach «Zeitreise und Zukunft. Aus der Geschichte lernen?» mit Stefan Aust folgt am 1. Juni die Geschlechterforscherin und Soziologin Franziska Schutzbach mit dem Thema «Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit». 

Zweites Standbein ist die neue Reihe «Campus-Seminar» als akademische Erwachsenenbildung, die im Herbst mit einem Seminar zum Thema «Rechtsphilosophie» unter der Leitung von Prof. Dr. Konstantina Papathanasiou vom Lehrstuhl für Wirtschaftsstrafrecht, Compliance und Digitalisierung an der Universität Liechtenstein startet.  

Und das dritte Format ist «on the road». Wir werden erstmals im Mai mit dem Thema «Upcycling» in Zusammenarbeit mit dem Studio von Alberto Alessi aus unserem Institut für Architektur und Raumgestaltung in die Gemeinden gehen. In Balzers, Triesen, Schaan und Ruggell diskutieren wir vor Ort mit den Gemeindevorstehern, mit lokalen Bauleitern oder Architekten die Möglichkeiten des Upcyclings, also des Weiterbauens und Verwendens bestehender Bausubstanzen. Wenn ich heute durch eine Gemeinde im Land fahre, ist gefühlt jeden Tag ein Haus verschwunden und am nächsten Tag durch einen Neubau ersetzt. Da müssen wir uns schon überlegen, was es zum Beispiel für die Umweltbilanz bedeutet, wenn Einfamilienhäuser nach nur 20 Jahren abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. 

Was wünschst du dir persönlich für die Entwicklung der Campus Gespräche in den kommenden Jahren? 

Banzer: Mein Wunsch ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uni genauso wie ich dabei sein werden. Dass sie das Potenzial dieser Eventreihe für die Universität erkennen. Dass sie sich freuen, mit den Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern in Beziehung zu treten, sie kennenzulernen, zu erfahren wie es ihnen geht und was sie von der Universität halten. Für die Universität Liechtenstein sind die Campus Gespräche die beste Chance, dem Land zu zeigen: Wir engagieren uns.  

Alle Informationen zu den Campus Gesprächen

Die kommenden Campus Gespräche im Auditorium der Uni Liechtenstein 

Dienstag, 3. Mai, 2022, 18 Uhr: 

Stefan Aust: «Zeitreise und Zukunft. Aus der Geschichte lernen?» Info und Anmeldung 

Mittwoch, 1. Juni, 2022, 18 Uhr 

Franziska Schutzbach: «Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit» Info und Anmeldung 

 

Campus Gespräche unterwegs «Upcycling: Weiterdenken. Weiterbauen.»  

Küfer Martis Huus, Ruggell 

  • Ausstellung: 4. - 8. Mai 2022 
  • Campus Gespräch: Do., 5. Mai, 18 Uhr mit Maria Kaiser-Eberle, Vorsteherin, Hansjörg Hilti, Architekt, und Roman Banzer  

Alter Pfarrhof, Balzers  

  • Ausstellung: 11. - 15. Mai 2022 
  • Campus Gespräch: Mi, 11. Mai, 18 Uhr mit Hansjörg Büchel, Vorsteher, Uly Mayer, Architektin, und Roman Banzer  

Gasometer, Triesen 

  • Ausstellung: 18. - 22. Mai 2022 
  • Campus Gespräch: Mi, 18. Mai, 18 Uhr mit Manuel Schöb, Leiter Bauverwaltung, Beat Burgmeier, Architekt, und Roman Banzer  

Landweibels Huus, Schaan 

  • Ausstellung: 1. - 5. Juni 2022 
  • Campus Gespräch: Do, 2. Juni, 18 Uhr mit Daniel Hilti, Vorsteher, Denise Ospelt, Architektin und Präsidentin LIA, und Roman Banzer 

 

Alle Campus Gespräche auf einen Blick 

 

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