Führen und Managen durch paradoxe Spannungen in Organisationen

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Projektart und Laufzeit

FFF-Förderprojekt, Juni 2023 bis Dezember 2023

Koordinator

Strategic Management

Forschungsschwerpunkt

Geschäftsprozessmanagement

Beschreibung

Da unsere Welt zunehmend "VUCA" - d. h. volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig - wird (Lewis & Smith, 2022: 530), weisen Organisationen zunehmend Strukturen, Systeme oder Praktiken auf, die als widersprüchlich wahrgenommen werden können (z.B. Schad et al., 2016; Smith & Lewis, 2011). Das Managen und Führen durch die daraus resultierenden paradoxen Spannungsfelder wurde als "ultimativer Vorteil und Herausforderung für Organisationen" bezeichnet (Andriopoulos & Lewis, 2009: 709; Lüscher & Lewis, 2008).
Bisherige Forschungsarbeiten bieten zahlreiche Managementansätze, mit denen das Managen von Paradoxien innerhalb und zwischen Organisationen gelingen kann (Lewis & Smith, 2022; Schad et al., 2016), und in den neuesten Untersuchungen wird paradoxe Führung (PL) - die Integration scheinbar widersprüchlicher, aber miteinander verbundener Führungsverhaltensweisen (z.B. Aufrechterhaltung von Distanz und Nähe) - als wichtige Voraussetzung für das erfolgreiche Führen von Individuen, Teams oder sogar ganzen Organisationen durch paradoxe Spannungsfelder betont (Zhang et al., 2022).
Trotz dieser Fortschritte ist die aktuelle Forschung zu PL noch relativ fragmentiert und erklärt nicht die gesamte Komplexität des Managements von Paradoxien, insbesondere in multinationalen Organisationen. Dementsprechend soll in diesem Projekt zunächst die Literatur zu PL aufbereitet werden, um die verschiedenen Forschungsströme zu integrieren und zu konsolidieren. Anschließend soll eine große multinationale Organisation empirisch untersucht
werden, um zu verstehen, wie paradoxe Spannungsfelder über nationale Grenzen und unterschiedliche nationale Kulturen hinweg entstehen und gemanagt werden.

Wirkungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft

Teilprojekt 1: Angesichts eines fragmentierten Literaturbildes über paradoxe Führung (PL) verfolgt der geplante Review drei Hauptziele. Zunächst betrachten wir den Mehrebenencharakter von PL und beschreiben paradoxe Spannungen, die in der Führungskraft und in der Organisation verwurzelt sind, als zwei unterschiedliche, aber miteinander verbundene Arten von PL. Darüber hinaus geben wir einen Überblick über die Erkenntnisse über die Auswirkungen von PL auf die Ergebnisse auf individueller und organisatorischer Ebene sowie über die Rahmenbedingungen für diese Beziehungen. Schließlich leiten wir auf Basis unseres Ansatzes Möglichkeiten für künftige Forschung ab und schlagen vor, das Zusammenspiel von PL auf individueller und organisatorischer Ebene sowie deren separate und integrative Triebkräfte und Ergebnisse zu berücksichtigen.
Teilprojekt 2: Dieses Projekt zielt darauf ab, den Umgang des Managements mit paradoxen Spannungen auf der Ebene der Tochtergesellschaft eines multinationalen Unternehmens zu untersuchen, indem der Implementierungsprozess einer kulturellen Veränderungsinitiative in einem führenden globalen Unternehmen mit Hauptsitz in der DACHLI-Region betrachtet wird. Durch die Untersuchung der Art und Weise, wie das Management der Tochtergesellschaft des Unternehmens solche Spannungen während einer kulturellen Veränderungsinitiative wahrgenommen und gehandhabt hat, zielt dieses Forschungsprojekt darauf ab, Ähnlichkeiten und Unterschiede zu ermitteln, zu verstehen, wo sie ihren Ursprung haben, und mehr und weniger effektive Managementansätze für ähnliche konzernweite Initiativen in der Zukunft zu identifizieren.

Liechtensteinbezug

Das Forschungsprojekt befasst sich hauptsächlich mit drei der sechs Forschungsschwerpunkte der Universität Liechtenstein, nämlich Innovation, Verantwortung und Nachhaltigkeit.
Innovation in Organisationen erfordert oft ein Gleichgewicht zwischen Optimierung und Erneuerung. Die Anwendung von paradoxer Führung (PL) durch Führungskräfte kann ein wichtiger Mechanismus sein, um die wahrgenommenen Konflikte zwischen diesen beiden zu überwinden. Die Erkenntnisse und Ergebnisse dieses Projekts sollen daher Organisationen dabei helfen, innovative Projekte über Grenzen hinweg erfolgreich umzusetzen.
Nachhaltigkeit und Verantwortung sind eine weitere Quelle potenzieller paradoxer Spannungen in Organisationen, da Organisationen oft versuchen, die Widersprüche zwischen Nachhaltigkeit und Rentabilität und/oder zwischen Leistung und Fürsorge in Einklang zu bringen, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die eigenen Organisationsmitglieder und die Gesellschaft im Allgemeinen zu haben. Um solche Spannungen erfolgreich zu bewältigen, ist die Anpassung von PL daher ein wichtiger Mechanismus, insbesondere in Veränderungsprozessen, die paradoxe Spannungen deutlicher hervortreten lassen. Unsere Erkenntnisse werden für Organisationen aus Liechtenstein und der Region Rheintal sehr aufschlussreich sein, da sich viele hiesige Unternehmen bereits als besonders nachhaltige und verantwortungsvolle Innovationsführer mit starkem Geschäftssinn positionieren. Gerade diese Unternehmen sind daher zunehmend mit paradoxen Spannungen konfrontiert und könnten daher auch von den Erkenntnissen dieses Forschungsprojekts profitieren.

Schlagworte

Paradoxical Leadership, Paradox Management, Organisationale Identität