Freizeit

Die Freizeit junger Menschen ist geprägt vom Kontakt mit Gleichaltrigen. Vermehrt findet dieser Kontakt auch über soziale Netzwerke im Internet statt. Musik hören und Sport betreiben ist zudem von hoher Relevanz. Die Freizeitgestaltung der Jungen ist sehr unterschiedlich. Insbesondere zwischen den Geschlechtern gibt es grosse Unterschiede. Während für junge Frauen gesellige Tätigkeiten wichtiger sind, spielen für junge Männer technikbezogene Aktivitäten eine grössere Rolle. Junge Menschen sind in hohem Ausmass in Vereinen engagiert.

Für junge Menschen ist die Freizeit der Zeitraum, in der selbstgewählte Aktivitäten im Mittelpunkt stehen. Im Gegensatz zur Schule oder Erwerbsarbeit wird über die freie Zeit mehr oder minder selbstbestimmt verfügt. Als «Erholung» von der Schule und der Arbeit ist sie für Junge von hoher subjektiver Bedeutung. Freizeit ist der Raum, in dem sich wesentliche Bereiche der sozialen Integration vollziehen, innerhalb dessen sich Interessen und Neigungen ausbilden und vollziehen und gesellschaftliche Teilhabe stattfindet. Der Umgang mit der freien Zeit ist eine eigene Entwicklungsaufgabe, die junge Menschen zu meistern haben.

 

Freizeitaktivitäten

Mit der Frage nach den fünf Aktivitäten, die die Befragten im Laufe der Woche am häufigsten ausüben, wird der Blick auf die subjektiv relevantesten Freizeitbeschäftigungen gerichtet. Die Antworten bei dieser Priorisierung spiegeln dabei nicht die ganze Palette an ausgeübten Tätigkeiten wider; die von den Befragten wenig genannte Aktivitäten werden nicht unbedingt selten oder gar nicht ausgeübt, sie werden nur vergleichsweise seltener als andere unternommen.

Die Rangliste der wichtigsten Freizeitaktivitäten ist in Tabelle 3 angegeben. An erster Stelle steht mit 58 Prozent eine gesellige Tätigkeit: Sich mit Leute treffen, mit Freunden und Freundinnen etwas unternehmen, allgemein der Kontakt mit Gleichaltrigen, ist für junge Menschen von höchster Relevanz. Gute Freunde und Freundinnen zu haben, die einen anerkennen und akzeptieren, ist dann auch für die Befragten der wichtigste Wert im Leben (siehe dazu Tabelle 14 unten).

«Welche der folgenden Aktivitäten machen Sie üblicherweise in Ihrer Freizeit? Bitte nennen Sie die Aktivitäten von der Liste, die Sie im Wochenverlauf am häufigsten ausführen. Sie können bis zu fünf Aktivitäten angeben.»

An zweiter Stelle folgt das Hören von Musik, das von mehr als der Hälfte der Befragten als wichtige Freizeitaktivität genannt wird. Musik nimmt als Medium in der Lebenswelt junger Menschen einen wichtigen Platz ein und ist eng mit «Jugendkulturen» verknüpft.

Die Nutzung sozialer Medien wie Facebook, Twitter oder Chat-Foren sowie das Surfen im Internet liegen an dritter und vierter Stelle. Hier wird deutlich, wie wichtig heute das Internet auch als typischer «Freizeitraum» für junge Menschen ist.

Neben dem Hören von Musik haben andere Formen passiven Medienkonsums Relevanz für die Befragten: Fernsehen und Filme anschauen – als Video, DVD oder Stream – nennen etwa ein Viertel und ein Drittel der Befragten.

Ähnliches Gewicht kommt dem Betreiben von Sport zu. Sich körperlich zu bewegen und aktiv Sport zu betreiben, gehört für viele Junge zu ihrer alltäglichen Freizeitgestaltung. Aktiv in einem Sportverein oder Fitnessclub Sport zu betreiben und zu trainieren ist für mehr als ein Drittel eine relevante Freizeitaktivität; Sport in der Freizeit wie Fahrradfahren, Skaten oder Fussball gehört für 26 Prozent der Befragten zu ihren fünf am häufigsten ausgeführten Freizeitaktivitäten.

Einen relativ gesehen geringen Stellenwert im Leben der Befragten nehmen Aktivitäten ein, die sich auf das «Ausgehen» beziehen: In die Bar oder ins Wirtshaus gehen, die Disco oder eine Party besuchen, ist für weniger als jeden fünften jungen Menschen eine häufig ausgeführte Freizeitaktivität. Dieser Befund der Online-Befragung wird insofern relativiert, als das bei der offenen Frage nach dem Wichtigsten, was jungen Menschen in Liechtenstein fehlt, vorwiegend Ausgehmöglichkeiten genannt werden.

Die Freizeitstrukturen junger Menschen sind komplex und von verschiedenen Sachlagen abhängig. Je nach Alter werden manche Aktivitäten wichtiger und andere unwichtiger. So ist beispielsweise das Hören von Musik für jüngere Befragte als Freizeitaktivität relevanter als für ältere Befragte. Des Weiteren spielt es eine Rolle, ob die Befragten bereits arbeiten oder noch in Ausbildung sind. Für arbeitende Personen ist etwa das Ausgehen eine Tätigkeit, die für sie signifikant relevanter ist als für Personen in Ausbildung. Auch spielt das Fernsehen eine grössere Rolle für die Freizeitgestaltung arbeitender Personen.

Eine schicht- und migrationsspezifische Freizeitstruktur lässt sich beim Engagement in einem Projekt, einer Initiative, einem Verein oder einer Partei feststellen. Insbesondere Personen aus der mittleren Schicht engagieren sich in solchen Organisationen (22 Prozent), gefolgt von Personen aus der oberen Schicht (15 Prozent) und der unteren Schicht (8 Prozent). Bei Befragten ohne Migrationshintergrund ist ein solches Engagement für 23 Prozent eine wichtige Freizeitaktivität, bei Personen mit Migrationshintergrund «DACH» ist dies bei 16 Prozent der Fall, wohingegen nur 5 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund «sonstiges Ausland» angeben, sich in ihrer Freizeit derart zu engagieren.

Weitere Zusammenhänge bestehen zwischen der subjektiven Relevanz einzelner Freizeitaktivitäten und der politischen Einstellung. So hat das lineare, klassische Fernsehen für konservativ-traditionelle Befragte eine höhere Relevanz (43 Prozent) als für sozial-liberale (31 Prozent) und grün-progressive (23 Prozent) Befragte. Hingegen ist das zeitversetzte, selbst gewählte Konsumieren von DVDs, Videos oder Internet-Streams für grün-progressive Personen relevanter (37 Prozent) als für sozial-liberale (30 Prozent) oder konservativ-traditionelle (15 Prozent) Befragte. Weitere signifikante Unterschiede zeigen sich bei der Freizeitaktivität «Bücher lesen» und «in die Bar, ins Wirtshaus gehen»: Ersteres ist für die Freizeitgestaltung Grün-Progressiver subjektiv wichtiger (24 Prozent) als für Sozial-Liberale (21 Prozent) und Konservativ-Traditionelle (9 Prozent). Zweites spielt für die Gestaltung der Freizeit Konservativ-Traditioneller eine zentralere Rolle (26 Prozent), als es dies für Sozial-Liberale (15 Prozent) und Grün-Progressive (11 Prozent) tut.

Am deutlichsten zeigt sich bei den Befragten eine geschlechtsspezifische Freizeitgestaltung. Die Freizeitwelten junger Männer und Frauen unterscheiden sich in hohem Masse. Bei 11 der 20 vorgegebenen Aktivitäten werden signifikante Unterschiede sichtbar (siehe Tabelle 4).

«Welche der folgenden Aktivitäten machen Sie üblicherweise in Ihrer Freizeit? Bitte nennen Sie die Aktivitäten von der Liste, die Sie im Wochenverlauf am häufigsten ausführen. Sie können bis zu fünf Aktivitäten angeben.»

Tätigkeiten, die eine soziale Dimension aufweisen, spielen für junge Frauen eine grössere Rolle. So geben sie signifikant öfter als ihre männlichen Altersgenossen an, sich mit Leuten zu treffen oder etwas mit der Familie zu unternehmen. Auch nutzen sie häufiger soziale Medien wie Facebook oder Twitter. Schliesslich beschäftigen sich junge Frauen öfters mit Tieren als junge Männer. Shoppen ist für jede zehnte weibliche Befragte eine wichtige Aktivität, während dies für männliche Befragte praktisch keine Relevanz hat. Einen interessanten Befund liefern die Fragen zum Lesen: Während junge Frauen öfters als junge Männer angeben, Bücher zu lesen, ist es beim Lesen von Zeitschriften und Magazinen umgekehrt.

Junge Männer gehen anders als junge Frauen in ihrer Freizeit vermehrt technikbasierten Tätigkeiten nach. Computerspiele und Online-Games, aber auch das Surfen im Internet, sind Aktivitäten in digitalen Welten, die männliche Befragte deutlich öfters als weibliche Befragte ausüben. Auch treiben sie häufiger Sport in der Freizeit wie Fahrradfahren, Skaten oder Fussball. Hier könnten die angegebenen Beispiele einen männlichen «Überhang» erklären, sind es doch männlich konnotierte und von Männern öfters ausgeübte Sportarten. Beim allgemein angegeben Training bzw. dem aktiven Betreiben von Sport gibt es hingegen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Schliesslich ist männlichen Befragten der Besuch einer Bar oder eines Wirtshauses von subjektiv höherer Relevanz.

Engagement in Vereinen

Junge Menschen in Liechtenstein sind in hohem Ausmass in Vereinen engagiert (siehe Tabelle 5). Knapp zwei Drittel der Befragten sind Mitglied in einem Verein. An erster Stelle genannt werden Sportvereine, in denen sich etwas mehr als ein Drittel betätigt. Fast ein Fünftel der Befragten ist Mitglied in einem Musikverein. 8 Prozent sind bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern aktiv, 6 Prozent bei einem Rettungs- oder Freiwilligendienst. Organisationen wie Greenpeace, Amnesty International oder ein anderes Hilfswerk sind Betätigungsfeld von 5 Prozent der Befragten. Die letzten zwei Plätze nehmen Partei(jugenden) sowie kirchliche Gruppen ein. 11 Prozent sind in sonstigen Vereinen aktiv. In keinem Verein aktiv sind schliesslich 37 Prozent der Befragten.

«In welchen Vereinen sind Sie in Ihrer Freizeit Mitglied?»


Unterschiedliches Engagement in Vereinen
Die Angaben zu den sonstigen Vereinen sind sehr unterschiedlich und machen die Heterogenität der Vereinslandschaft in Liechtenstein deutlich. Genannt wurden:
Ballett / Bands (Musikgruppen)/ Bezüglich Tierschutz sowie auch Zucht / Bootsclub / Bujiutsu Kampfsportschule Mels / Wagenbaugruppe Balzers / EGEA (European Geographer Association) / Fasnachtsgruppe / Fasnachtsverein / Feuerwehr / Fischereiverein / Friends of Larguta, OK-Gymiball / Funkengemeinschaft und Alpgenossenschaft / Funkenzunft / Funkenzunft, Nikolausverein / Guggamusik / Guggenmusik, Hundesport / ich bin in einem Internat. Da bin ich Mitglied des TEDx Committees. Sport treibe ich in dem Schulverein / Jugendrat Liechtenstein/ Jugendrat, Studentenverbindung / Jugendverein / Jungmannschaft / Jungmannschaft Balzers / Kampfsport / Larguta-Verein / Motorradclub / Murer Narrawar / Peta, Vier Pfoten / Pferdeverein / Studentenschaft / Studentenverbindung Rheinmark / Studentenzeitung / Studierendenverein / Verein zur Organisation von Partys

Ein genauer Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass sich junge Menschen je nach Geschlecht, Schicht, Migrationshintergrund, der Arbeits- und Ausbildungssituation, aber auch politischer Einstellung in unterschiedlichem Ausmass in Vereinen engagieren und sich dabei auch in der Auswahl der Vereinstypen unterscheiden.

Männliche Befragte sind signifikant öfters in Vereine eingebunden als weibliche Befragte. So gibt ungefähr ein Viertel der männlichen Befragten an, in keinem Verein Mitglied zu sein; bei den weiblichen Befragten sind es 44 Prozent. Ein signifikanter Unterschied wird beim Rettungs- und Freiwilligendienst deutlich, wo 10 Prozent der männlichen Befragten Mitglied sind, aber nur 3 Prozent der weiblichen Befragten. Ebenso geben mit 19 Prozent junge Männer deutlich öfters als Frauen mit 5 Prozent an, in einem sonstigen Verein Mitglied zu sein.

In geringem Ausmass in ein Vereinsleben eingebunden sind Personen aus der unteren Schicht. Über die Hälfte, 54 Prozent, gibt an, in keinem Verein Mitglied zu sein. Bei Personen aus der mittleren Schicht trifft dies auf 33 Prozent, bei Befragten aus der oberen Schicht auf 32 Prozent zu. Einen schichtspezifischen Unterschied gibt es bei der Mitgliedschaft bei Rettungsorganisationen: 10 Prozent der Befragten aus der mittleren Schicht sind dort Mitglied, bei Angehörigen der unteren Schicht sind es 2 Prozent, bei Befragten aus der oberen Schicht 4 Prozent.

Ähnlich gestaltet sich die Struktur hinsichtlich des Migrationshintergrundes: 57 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund «sonstiges Ausland» sind in keinem Verein Mitglied, bei Befragten mit Migrationshintergrund «DACH» sind es 34 Prozent, bei Personen ohne Migrationshintergrund sind 30 Prozent in keinem Verein Mitglied. In einem «sonstigen Verein» Mitglied sind 17 Prozent der Jungen ohne Migrationshintergrund, mit «DACH» sind es 9 Prozent, mit «sonstigem Ausland» 7 Prozent. Einen weiteren signifikanten Unterschied gibt es bei der Mitgliedschaft in einer Partei(jugend): 7 Prozent der Personen ohne Migrationshintergrund sind in einer Partei engagiert, bei den anderen Befragten sind es weniger als 2 Prozent.

Die Mitgliedschaft in Vereinen steht auch mit der politischen Einstellung im Zusammenhang. Insbesondere Befragte mit einer grün-progressiven Haltung sind weniger in das institutionalisierte Vereinsleben eingebunden; 49 Prozent geben an, in keinem Verein Mitglied zu sein. Bei Sozial-Liberalen trifft dies auf 39 Prozent zu. Bei Befragten aus dem konservativ-traditionellen Spektrum sind lediglich 24 Prozent kein Vereinsmitglied. Auch bei einzelnen Vereinstypen finden sich Unterschiede: So sind 28 Prozent der Befragten aus dem konservativ-traditionellen Spektrum in einem Musikverein Mitglied, Sozial-Liberale hingegen nur zu 15 Prozent, Grün-Progressive zu 13 Prozent. Auch bei Rettungs- und Freiwilligendiensten sind Konservativ-Traditionelle mit 10 Prozent am häufigsten vertreten. Grün-Progressive folgen mit 7 Prozent, Sozial-Liberale mit 1 Prozent. Bei Organisation wie Greenpeace, Amnesty International oder einem anderen Hilfswerk sind hingegen Grün-Progressive mit 11 Prozent am häufigsten Mitglied. 6 Prozent der sozial-liberalen Befragten sind dort Mitglied, bei den Konservativ-Traditionellen findet sich kein Mitglied einer solchen Organisation.

Betrachtet man die Ausbildungs- und Arbeitssituation der Befragten, werden in einigen Fällen Unterschiede deutlich: Insbesondere Schülerinnen und Schüler sind in ein Vereinsleben integriert. 71 Prozent geben an, Vereinsmitglied zu sein. Bei Lernenden hingegen ist es etwas mehr als die Hälfte, nämlich 55 Prozent. Lernende sind die Gruppe der Befragten, die am häufigsten angibt, in keinem Verein Mitglied zu sein. Insbesondere bei Sportvereinen wird der Unterschied zwischen Personen in Ausbildung und erwerbstätigen Personen deutlich. Mehr als die Hälfte der Schüler und Schülerinnen ist Mitglied eines Sportvereins, bei Arbeitstätigen ist es etwas mehr als ein Viertel, bei Lernenden ist es etwas weniger als ein Viertel der Befragten.

Orte der Freizeit und Mobilität junger Menschen

Für junge Menschen ist das Zuhause der wichtigste Ort, an dem sie sich in ihrer Freizeit aufhalten (siehe Tabelle 6). Fast drei Viertel der Befragten verbringen ihre Freizeit «sehr oft» bzw. «oft» daheim. Das bedeutet aber auch, dass etwas mehr als ein Viertel seine Freizeit dort nur «manchmal» oder «selten» verbringt. Der eigene Wohnort ist für mehr als die Hälfte ein wichtiger Platz, an dem man sich in der Freizeit aufhält. 31 Prozent verbringen ihre Freizeit «sehr oft» bzw. «oft» im Nachbarort, 43 in einer anderen Gemeinde in Liechtenstein. In der Schweiz ist fast ein Drittel der Befragten «sehr oft» oder «oft» in ihrer Freizeit, in Österreich sind es 23 Prozent. Weiter abseits gelegene Orte in Deutschland oder im weiteren Ausland spielen hingegen eine geringe Rolle.

«Wo verbringen Sie Ihre Freizeit?»

Junge Menschen bewegen sich grossteils mit öffentlichen Verkehrsmitteln fort (siehe Tabelle 7). Fast die Hälfte der Befragten erledigt ihre täglichen Wegstrecken mit dem öffentlichen Nahverkehr. Für knapp ein Drittel ist der PKW das wichtigste Fortbewegungsmittel. Insbesondere für ältere Befragte trifft dies zu. Andere Formen der Fortbewegung, sei es mit dem Fahrrad oder E-Bike, mit dem Moped oder Roller, oder zu Fuss, sind für die regelmässigen Wegstrecken wenig relevant.

«Wie erledigen Sie meistens die täglichen Wegstrecken?»