Hardwood in architecture – finding solutions for an endangered wood industry facing climate changes

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Projektart und Laufzeit

FFF-Förderprojekt, Juli 2023 bis Februar 2026

Koordinator

Craft & Structure

Forschungsschwerpunkt

Nachhaltiges Planen und Bauen

Beschreibung

Rund 41% der Fläche des Fürstentums Liechtenstein sind von Wald bedeckt. (Amt für Statistik,
2020) Damit ist der Wald eines der wichtigsten Landschaftselemente des Landes und dient als
Quelle für den Werkstoff Holz. Mit der zunehmenden Tendenz, nachhaltige Lösungen in der Architektur
zu finden, wird dieser natürliche und heimische Werkstoff zu einem wichtigen Akteur
im Bereich des Bauens. Von dem jährlich in Liechtenstein geernteten Holz werden jedoch rund
90 % direkt als Energieträger genutzt. (Amt für Wald, Natur und Landschaft, 2012) In der
Schweiz sind die Zahlen vergleichbar. Hinzu kommt, dass heute hauptsächlich Nadelhölzer in der
Industrie verwendet werden. Sie machen 70% des Waldes in Liechtenstein aus, wobei die Fichte
mit 51% am häufigsten vorkommt (Amt für Wald, Natur und Landschaft, 2012).
Allerdings könnten sich die Waldstrukturen schon bald drastisch verändern, da die Temperaturen
aufgrund des Klimawandels steigen. Das gefährdet viele Nadelbaumarten. Prognosen für
den liechtensteinischen Wald besagen, dass im Jahr 2070 die Fichte in den tiefen Lagen weitgehend
verschwunden sein wird und nur noch in den höheren Regionen überleben kann. (Frehner
et al., Juli/2021) In diesem Forschungsprojekt sollen daher Lösungen für eine gefährdete Holzwirtschaft
angesichts des Klimawandels und des Rückgangs vieler Nadelbaumarten untersucht
werden. Dabei stellt sich auch die Frage, ob die Verlängerung des Lebenszyklus von Holz vor seiner
Verwendung als Energieträger einen ressourcenschonenderen Umgang mit dem heimischen
Material darstellen könnte. Ein zunehmender Drang, die Nutzung der weniger gefährdeten
Laubholzarten für Bauzwecke zu analysieren, kann daher mit einer kreislauforientierten Verwendung
von Holz verbunden werden.

Wirkungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft

Im Jahr 2020 wurden in Liechtenstein 18'784 m3 einheimisches Holz (Stammholz inkl. Äste und Kronenmaterial) abgeholzt. Im Vorjahr waren es 22'790 m3. Es wurde also 2020 weniger Holz geerntet als 2019. Von den 18'784 m3 Holz wurden 13'586 m3 für energetische Zwecke genutzt
genutzt, 4'513 m3 als Stammholz und 685 m3 als Industrieholz. Damit ist der Anteil des Energieholzes (inkl. Ast- und Kronenmaterial) an der gesamten Holznutzung im Jahr 2020 72,3%. Zusätzlich
dem aus dem Wald entnommenen Holz bleiben im Jahr 2020 425 m3 Holz zurück (nicht genutztes
Holz). Im Vorjahr waren es noch 531 m3. (Amt für Statistik, 2020) In der Schweiz
sind die Zahlen vergleichbar.

In der gegenwärtigen Situation der Ressourcenknappheit und der Klimakrise ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, lokale und nachhaltige Materialien wie Holz für den Bausektor zu fördern. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es daher, das Bewusstsein für die genannten Probleme zu schärfen. Die Auswirkung auf die Praxis ist daher recht direkt, da Architekten, aber auch andere Personen im Bausektor über neue Möglichkeiten informiert werden sollten, indem Laubholz als Baumaterial verwendet wird und nicht ausschließlich auf Nadelbäume gesetzt wird. Darüber hinaus ist das Forschungsfeld Laubholz bis heute wenig erforscht und hat noch viel Potential. So wurden z.B. an der ETH Zürich, wie bereits erwähnt, erste Forschungsprojekte und Produkttests mit Laubholz gestartet. Verglichen mit der Forschungstiefe und den Möglichkeiten des Bauens mit Nadelhölzern sind jedoch viele Interessensgebiete noch nicht entdeckt worden.

Liechtensteinbezug

Da dieses Forschungsprojekt zum Teil auf Daten über den liechtensteinischen Wald basiert ist und auch viele Interviews mit Einheimischen, die in der Holzindustrie arbeiten, wie z.B. Daniel Örtig,
Leiter Forstamt Liechtenstein, der Holzkreislauf Liechtenstein oder Christoph Frommelt, Inhaber der Zimmerei Frommelt durchgeführt werden, ist der Forschungsprozess sehr eng mit den Gegebenheiten Liechtensteins verbunden. Die klimatischen Veränderungen führen auch in Liechtenstein dazu, dass Laubholzprodukte und -verwendung auch hier ein Zukunftsszenario sein werden. Daher soll dieses Forschungsprojekt die lokalen Architekten, Schreiner, Waldarbeiter und die allgemeine Bevölkerung zum Überdenken der aktuellen Situation anregen. Dies könnte zu einem vermehrten Interesse an den Hintergründen von einheimischem Holz führen, sowie die Schaffung von Infrastruktur für die Verarbeitung von Laubholz vorantreiben, anstatt sich nur auf Nadelbäume zu verlassen.