In den Fachdiskussionen zwischen ArchitektInnen, Raum-/LandschaftsplanerInnen und PolitikerInnen ist immer wieder die Rede von partizipatorischen Prozessen. Die Menschen sollen sich beteiligen können, wenn es um die Frage nach der Gestaltung des gemeinsamen Lebensraums geht. Aber für die meisten ist die Baukultur ein abstraktes Thema. Gerade darum ist es wichtig, dass heute und in der Zukunft vor allem jungen Menschen die Möglichkeit geboten wird, sich mit ihrer gebauten Umwelt auseinanderzusetzen. Das Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein setzt sich in dieser Hinsicht für eine aktive Baukulturvermittlung ein, indem es unter anderem seit mehreren Jahren Architekturworkshops mit verschiedenen Schulen (von Grundschulen bis zu Gymnasien) im Raum Rheintal konzipiert, plant und durchführt.
Die vorliegende Broschüre ist eine erste Zusammenfassung der bisher gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse. Sie soll einen Beitrag leisten, indem sie interessierte Lehrpersonen in der Konzipierung, Planung und Durchführung von Architekturworkshops unterstützt (Teil A) und durch konkrete Workshopanleitungen inspiriert (Teil B).
Viel Spass!
Cornelia Faisst
Institut für Architektur und Raumentwicklung, Universität Liechtenstein
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Teil A
10 Eckpunkte
Bei der Konzipierung, Planung und Durchführung von Architekturvermittlungsprojekten
können diverse Fragen oder Unsicherheiten auftauchen, welche den Ablauf eines
Projekts und die Zusammenarbeit der Beteiligten beeinflussen. Im Teil A , eine Art
Checkliste, werden die zehn wichtigsten Eckpunkte thematisiert und anhand von
Querverweisen zu zehn Projekten im Teil B erläutert.
Download Teil A: Architekturvermittlung_Eckpunkte.pdf (0.7 MB)
Teil B
10 Projekte
Jedes der zehn Projekte beinhaltet eine kurze Beschreibung und Anleitung des
Workshops, die wichtigsten Eckpunkte, die Materialvorgaben sowie Starthilfen (von
Videolinks bis zu Übungsvorlagen).
Download Teil B: Archvermittlung_Projekte.pdf (14.3 MB)
Legostadt
Wie entsteht der typische Charakter einer Stadt?
Wie füllt man die Stadt mit Leben?
Wie lassen sich verschiedene Stadt-Funktionen mischen?
Ziel dieses Workshops ist es, mit den Kindern und Jugendlichen eine Traumstadt aus Lego zu bauen. Dabei stehen nicht die einzelnen Gebäude im Vordergrund, sondern ganze Stadtteile bzw. Städte. Aus vielen verschiedenen Gebäuden werden Zukunftsvisionen – das Leitbild einer Stadt – entwickelt.
Anleitung
Legostadt.pdf (0.6 MB)
Links/Unterlagen
Video: Was macht eine Stadt aus?
Video: Wie funktioniert eine Stadt?
Video: Wie bauen wir gemeinsam eine Stadt?
Video: Die europäische Stadt
Unterlagen: Lego Funktionen.pdf (0.2 MB)
Stadtentdeckung
Was macht den typischen Charakter einer Stadt oder eines Dorfes aus?
Wo sind die Wohlfühlorte, wo die ungeliebten Orte?
Wie können diese verändert und anders genutzt werden?
Nur die wenigsten kennen die eigene Stadt oder ihr Dorf in allen Facetten. Mittels dieser Stadtentdeckung wollen wir räumliche Zusammenhange verstehen und Ideen für eine neue Visionen entwickeln.
Anleitung
Stadtentdeckung.pdf (0.6 MB)
Links/Unterlagen
Vorlage: Skizzenheft Druckvorlage
Video: Was macht eine Stadt aus?
Video: Wie funktioniert eine Stadt?
Video: Wie bauen wir gemeinsam eine Stadt?
Spaghettikonstruktion
Wer konstruiert das höchste Hochhaus?
Wer baut die Brücke mit der grössten Spannweite?
Wer entwickelt die Konstruktion mit dem geringerem Gewicht oder dem grössten Kragarm?
Diese Übung dient dazu herauszufinden, welche Faktoren Einfluss auf die Statik und gleichzeitig auf die Ästhetik nehmen.
Anleitung
Spaghettikonstruktion.pdf (0.7 MB)
Links/Unterlagen
Video (Geschichte): Die Stählerne Zeit
Video (Material): Stahl - Vom Eisenerz zum Hightech-Produkt
Video (Inspiration): Die Spaghetti-Brücke
Bauhütte
Wie wohnen wir?
Wieviel Platz benötigen wir zum Wohnen?
Welche Raume brauchen wir?
Seit der Urzeit des Menschen bauen wir für uns Behausungen und Hutten, noch heute leben viele Menschen in traditionellen Gebäuden. Hier in Mitteleuropa wohnen wir jedoch in Häusern bzw. Wohnungen mit ca. 45 m2 pro Person; ist dies notwendig und erstrebenswert?
Anleitung
Bauhütte.pdf (0.6 MB)
Links/Unterlagen
Video (Inspiration): Traditionelle Bauweisen - die Maasai
Unterlage: bauen mit Weiden
Raumgemüse
Designer und Architekten lassen sich sehr oft von der Natur inspirieren, dadurch entsteht Neues und Innovatives in einem ganz anderen Zusammenhang.
In diesem Workshop lassen sich vor allem Kreativität, Innovation und räumliches Vorstellungsvermögen üben. Dabei dienen Gemüse und Obst als Inspiration für Architektur und Raume. Es soll die Fantasie der SchülerInnen angeregt werden.
Anleitung
Raumgemüse.pdf (0.6 MB)
Links/Unterlagen
Artikel: Baubionik – Von der Baumeisterin Natur lernen
Video (TED talk) Über Design aus der Natur
Video (TED talk) Biomimicry in action (Englisch mit Untertitel in Deutsch)
Schattenspiel
Die Architektur lebt vom Licht; erst durch das Sonnen- oder Kunstlicht kann ein Raum erkennbar werden. Je nach Lichtquelle kann sich ein Raum auch verändern, neue Atmosphären schaffen und somit anders wahrgenommen werden. Das Licht ist somit ein fundamentales Element in der Architektur, welches in der Planung und Gestaltung mitgedacht werden muss.
Anleitung
Schattenspiel.pdf (0.8 MB)
Links/Unterlagen
Artikel: Das Licht und die Architektur
Video (Szenographie): Moving Shadows - Schattentheater
Upcycling
Der Workshop hat das Ziel, Kinder und Jugendliche an das Thema des Upcyclings in der Architektur, aber auch im alltäglichen Leben heranzufuhren. Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Massstaben, Funktionen und Formen der Objekte lernen sie ihre Wahrnehmung für den gestalteten Raum zu scharfen und kreativ weiterzudenken.
Neben der Sensibilisierung für Architektur soll auch eine Vertiefung in die Abfall-Thematik stattfinden. Welchen Abfall produzieren wir täglich? Welcher Abfall konnte wiederverwendet und -verwertet werden? Und wie konnte aus Abfall Design und Architektur entstehen?
Anleitung
Upcycling.pdf (0.7 MB)
Links/Unterlagen
Artikel (Theorie): Aufwertung durch Umnutzung - Zweckentfremdung und Möbeldesign
Online-Quiz: Plastik-Quiz: Wie lange dauert die Zersetzung?
Poster: Recycling in der Schweiz
Dokumentation: Was ist Littering.pdf (0.6 MB) RDZ Wattwil
Schutzbau
Dieses Projekt verbindet Themen aus der Biologie und der Technik. Die sogenannte Bionik bedient sich der Natur als Ideengeberin für verschiedene technische Disziplinen, darunter auch die Architektur. Dabei werden biologische Eigenschaften in der Tier- und Pflanzenwelt analysiert und in der Architektur, Konstruktion und Gestaltung weiterentwickelt.
In diesem Workshop werden Tierbehausungen detailliert angeschaut. Fragen wie: ≪Wie schützen sich Tiere im Wald? Wie bauen sie ihr Zuhause?≫ sind Teil der Auseinandersetzung.
Anleitung
Schutzbau.pdf (0.5 MB)
Links/Unterlagen
Video: Wilde Überlebenskünstler - Wie Tiere bauen
Video: Wie entstehen Schneckenhäuser
Video: Webervoegel bauen ihr Kugelnest
Artikel (Referenzbeispiel): Schutz durch Hülle: Architektur Fallbeispiel – Saving the Bacon, Ramsen in Deutschland (fnp architekten)
Artikel (Referenzbeispiel): Schutz durch Höhe: Architektur Fallbeispiel – das Das zu hohe Teehaus, Chino in Japan (Terunobu Fujimori)
Gewohntes
Um Kinder und Jugendliche für das Thema Baukultur zu sensibilisieren und ihr Bewusstsein für ihre eigene Identität und Herkunft zu starken, sind Erkundungen von praktischen Beispielen ein ideales Lehrformat.
Die Walserhäuser in Triesenberg, Liechtenstein, mit ihrer über 400 Jahre alten Bausubstanz sind hierfür ausgezeichnete Besichtigungsobjekte. Sie liefern spannende Einblicke in die Historie sowie die Qualitäten und das Potenzial von historischen Häusern.
Anleitung
Gewohntes.pdf (0.8 MB)
Links/Unterlagen
Video: Was bringt Denkmalschutz?
Link: Weiteres Unterrichtmaterial beim Schweizer Heimatschutz
Eine frühzeitige Anmeldung ist für beide Orte erforderlich (Kontakte/Links):
Link: Denkmalpflege Liechtenstein
Link: Walsermuseum
(Alp)Traumhaus
Nur durch Identifikation oder Betroffenheit kann ein Bewusstsein für den Einfluss, den die gestaltete Umwelt auf unseren Alltag und Lebensformen hat, entwickelt werden. Baukultur sollte daher sinnlich erlebbar gemacht werden.
Der Workshop (Alp)Traumhaus hat zum Ziel, Kindern und Jugendlichen — den zukünftigen Entscheidungsträgern — das Thema Architektur näher zu bringen und spannend zu gestalten. Durch ein aktives Beobachten und Erforschen ihrer gebauten Umgebung können sie die Baukultur eines Ortes entdecken, Wissen aufbauen und Wertvorstellungen entwickeln.
Anleitung
Alp-Traumhaus.pdf (0.5 MB)
Links/Unterlagen
Vorlage: Referenzbilder Gebäudetypologien.pdf (1.7 MB)
Vorlage: Anleitung und Übungsblätter.pdf (1.6 MB)
Vorlage: Collage.pdf (0.0 MB)
Impressum
Universität Liechtenstein
Institut für Architektur und Raumentwicklung
Fürst-Franz-Josef-Strasse
9490 Vaduz
Liechtenstein
Herausgeberinnen
Cornelia Faisst
Celina Martinez-Canavate
Universitat Liechtenstein
Grafikdesign
Annett Höland, Schaan
Lektorat
Heike Esser
Textwerk, Buchs
Druck
BVD Druck+Verlag, Schaan
Abbildungen
Institut für Architektur und Raumentwicklung
Universität Liechtenstein
August 2018
Vaduz, Liechtenstein
© Institut für Architektur und Raumentwicklung, Universität Liechtenstein
Kooperationen
Wir danken den über 20 Schulen aus dem Fürstentum Liechtenstein, dem Vorarlberg, Graubunden und St. Gallen für die hervorragende Zusammenarbeit und die konstruktiven Inputs, welche zu dieser zweiteiligen Broschüre beigetragen haben.
Partner
Amt für Kultur / Denkmalpflege, Fürstentum Liechtenstein
Liechtensteinische Ingenieur- und Architektenvereinigung – lia
Kulturförderung St. Gallen
Kanton St. Gallen Kulturförderung
kklick — Kulturvermittlung Ostschweiz
Review – Archijeunes
Erfahrungen sammeln an der Basis: Cornelia Faisst und Celina Martinez-Cañavate vom Institut für Architektur und Raumentwicklung der Universität Liechtenstein in Vaduz haben ihr angestammtes «Habitat» verlassen und sind in die Schulen gegangen – um auszuprobieren, wie Baukultur an Kinder und Jugendliche vermittelt werden könnte, von der Grundschule bis zum Gymnasium. Die Erkenntnisse der zahlreichen Workshops fassen sie in einer kompakten und handlichen Broschüre zusammen. Nur schon ein kurzer Blick in das kleine Heft zeigt, dass hier kostbare Grundlagenarbeit geleistet wurde: An wen soll vermittelt werden? Was soll vermittelt werden? Und warum? Faisst und Martinez-Cañavate haben nicht nur eine Systematik entwickelt, sondern auch konkrete Beispiele zusammengetragen, die sofort umgesetzt werden können. Was braucht man mehr?
aus dem Archijeunes Newsletter vom 12.03.2020